Geistlicher Impuls zum Hochfest Peter und Paul

Domkap. Dr. Martin Schomaker
1. Juli 2024

Wer ist eigentlich Nachfolger des Apostels Paulus?

Offenbar hat die göttliche Vorsehung einen eigenwilligen Humor – ausgerechtet die Kapitale des Imperium Romanum, das die werdende Christentümer der Gottlosigkeit beschuldigte, da diese den öffentlichen Kulten fernblieben, etablierte sich in der Spätantike als Haupt der neuen Reichreligion. Durch das massive Bauprogramm Kaiser Konstantins veränderte sich auch das architektonische Gepräge Roms: Die Erlöserkirche im Lateran ist nun Sitz des römischen Bischofs und die Mamorialbasiliken am Vatikan und der Via Ostiense institutionalisieren die Verehrung der Apostel Petrus und Paulus. Diese sollen als neue Romulus und Remus den Mythos der Ewigen Stadt in christianisierter Form weiterführen. Unter kaiserlichem Schutzschirm wird dem Bischof der alten Reichhauptstadt eine Vorrangstellung zugewiesen. Die reichliche konstruierten Bischoflisten tun das Ihrige, dass sich unter Damasus I. (gest. 384), Siricius (gest. 399) – er führte als erster den Titel Papst – und schließlich unter Leo I. (gest. 461) eine Petrinologie entwickelt: Diese will glauben machen, dass sich die Vorrangstellung des römischen Bischofs vom Primat Petri herleitet. Indes dürfte das Gegenteil der Fall sein – die ordnungspolitische Vorrangstellung des Papstes wird im Nachhinein durch einen vorgeblichen Primat des Simon Petrus theologisch abgesichert. Diese Logik manifestiert sich etwa in jenem „Petrus hat durch Leo gesprochen“, wie es nach dem Verlesen eines päpstlichen Schreibens auf dem Konzil von Chalzedon (451) akklamiert worden sein soll.

Dass „Petrus“ des Öfteren nicht auf der theologischen Höhe war – zu erinnern wäre etwa an die widersprüchlichen Auslassungen Johannes XXII. zur visio beatifica (gest. 1334) – verblasste vollends angesichts des alles überstrahlenden Nimbus des Dogmas der päpstlichen Unfehlbarkeit von 1870, auch wenn dieses auf einer wackeligen Traditionskontinuität beruht. Mittlerweile ist der unhinterfragte Papalismus längst in der zugigen Gegenwart angekommen und wirkt doch reichlich zerzaust. Ein einfaches „Basta“ wird nicht als allein gültige Stimme Petri akzeptiert. Es stellt sich somit die Frage, wo eigentlich die Stimme Pauli geblieben ist. Der doctor gentium fristet ein römisches Schattendasein, eine Paulinologie ist päpstlicherseits nie entwickelt worden, das Papsttum steht somit gewissermaßen nur auf einem Bein.

Ohne den Weltbürger Paulus wären die Gotteshoffnungen Israels nie universal, wären die Jesuaner nie zur weltumspannenden und völkerverbindenden Catholica geworden – und ohne ihre weltweite Stimme gibt es kein „cum Petro“. Die Papstkirche wäre wohl beraten, etablierte sich in ihr das Kirchenvolk als Nachfolgerschaft des Völkerapostels – das könnte die Stimme Pauli sein. Kann er auf unsere Stimmen als päpstliche Ordensgemeinschaft zählen, hat er Deine Stimme?

Impuls: Cfr. Prof. Dr. Oliver Wintzek (Komturei Hl. Bernhard von Clairvaux, Heidelberg-Mannheim)

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