Einkehrtag der Provinz Rhein-Main
Schon bald nach Beginn des Kirchenjahres stehen bereits die 7 Wochen der Quadragesima an – Zeit für Buße und Einkehr: In einem Heiligen Jahr ist das ein guter Anlass, über selbiges nachzusinnen, wenn sich Damen und Ritter der Provinz Rhein-Main zum Einkehrtag in der Fastenzeit in St. Georgen einfinden.
Nach Begrüßung der Anwesenden informierte der neue Provinzpräsident Cfr. Erwin Waider über weitere Ämterwechsel und verabschiedete den verdienten Cfr. Winfried Skutnik aus seinem Amt als weltlicher Zeremoniar der Provinz. Sein Nachfolger im Amt wird Cfr. Dr. Benedikt Raether aus der Komturei Speyer / Kaiserslautern. Neu in der Provinz Rhein-Main ist das Amt des Pilgerbeauftragten, welches von Cfr. Dr. Thomas Krahwinkel aus der Komturei Mainz / Wiesbaden übernommen wird. Das Amt des Provinzpriors wird Cfr. Dr. Georg Müller dankenswerter Weise auch in einer zweiten Amtszeit weiterführen.

Widderhorn und Jubeljahr
Dank, Rückblick und Ausblick – diese Überlegungen werden oft in besonderen Situationen reflektiert, nicht selten sind dies Jubiläen. Nicht allzu bekannt dürfte sein, dass das Wort „Jubel“ vom hebräischen „jobel“ abstammt und „Widder“ bedeutet. Aus dessen Horn – so erläuterte der Provinzprior zu Beginn seines Vormittagsvortrages – wird das Schofar gebaut, dessen Klänge den jüdischen Feiertag einläuten: allen voran das „Jubeljahr“, welches der Textstelle Lev 25,8-10 zufolge „nach sieben Jahreswochen, siebenmal sieben Jahren“ ausgerufen werden soll.
Ruhejahr für Gottes Schöpfung
Die Ausführungen Cfr. Dr. Georg Müllers erklärten den Zuhörern, was es mit diesem Jubeljahr auf sich hat: Als durch Mose verkündetes Gebot Gottes stellt es als Parallele zum 7. Schöpfungstag ein Ruhejahr nach Ablauf von „siebenmal sieben“ dar, in dem sich Mensch, Tier und Natur erholen sollen zur Ehre Gottes. Er, der alleinige Herr und Besitzer aller Schöpfung, verdeutliche dies in der Forderung nach Schuldenerlass und Befreiung aus der Sklaverei, um einen umfassenden Neuanfang zu ermöglichen: Gottes Eigentum kehrt zu ihm zurück.
Immerwährendes Jubeljahr – das Reich Gottes in Christus
Provinzprior Müller zufolge ist das alttestamentarische Jubeljahr ein Erlassjahr. In seiner Antrittsrede in der Synagoge zu Nazareth (Lk 4,10-21) greife Jesus diesen Aspekt auf und erweitere ihn zum immerwährenden Jubeljahr durch das in seinem Kommen angebrochene Reich Gottes: der Beginn einer neuen Zeit!
Ad limina apostolorum
Auf dieser Basis entstand laut Müller im Spätmittelalter die Praxis des erstmals durch Papst Bonifatius VIII. ausgerufenen Heiligen Jahres unter Einbeziehung der bereits seit dem 3. nachchristlichen Jahrhundert existenten Pilgerbewegung nach Jerusalem und – „ad limina apostolorum“ – nach Rom.

Erlass und Ablass
Der Nachmittagsvortrag Müllers widmete sich ganz der Thematik des christlichen Heiligen Jahres als „Erlassjahr“ und der unvermeidlichen Frage nach dem Ablass. Dieser wurde in seiner pekuniären Form bereits im 16. Jahrhundert verboten, existiere aber weiterhin in der theologisch „korrekten“ Form zu den „üblichen Bedingungen“, als da wären: 1. Sündenreue und Beichte, 2. Empfang der Eucharistie, 3. Gebet in der Intention des Heiligen Vaters, 4. Besuch eines (Pilger-)Ortes, zu dem z.B. an Allerheiligen/Allerseelen auch der Friedhof zählen kann.
Heiliges Jahr als Weg der Hoffnung
Der Bulle „Spes non confundit“ von Papst Franziskus zum Heiligen Jahr 2025 zufolge stellt der Heilig-Jahr-Ablass einen Weg der Hoffnung dar: Die Menschen sollen als Pilger der Hoffnung Kraft schöpfen, um glaubwürdiges Zeugnis für den Glauben ablegen zu können, welcher als fruchtbarer Samen der Hoffnung die Welt ein Stück näher zum im 2. Petrusbrief versprochenen Zustand des „Neuen Himmel und der Neuen Erde“ bringe.

4 Pforten oder eine Tür…
Die im Austausch gestellte Frage, in welcher Reihenfolge man die 4 Pforten der römischen Basiliken (Petersdom, Lateran, Santa Maria Maggiore und St. Paul vor den Mauern) durchschreiten müsse, damit die Heilig-Jahr-Pilgerfahrt auch sicher gültig sei, beantwortete die zu Hilfe gerufene Chat-GPT mit den Worten: „Es reicht eine!“. So zogen alle Teilnehmer frohgemut durch die Türe der Kapelle des Priesterseminars zur den Tag beschließenden Eucharistiefeier mit dem Provinzprior.
