Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, hat vor einem Scheitern der Gespräche zur Beendigung des Krieges zwischen Israel und Palästina gewarnt. „Falls die Verhandlungen scheitern, wird es eine katastrophale Situation geben“, sagte er in einem Video-Interview, das die „Welt“ diesen Samstag online veröffentlichte. Der Krieg und der Palästina-Israel Konflikt dauerten schon zu lange. Es brauche eine Vision für Palästinenser wie Israelis.
Text: VaticanNews
„Palästinenser und Israelis werden weiter hier leben, sie brauchen eine Vision, sie brauchen einen Rahmen, um in diesem Land zu leben, einer in der Nähe des anderen.“ Allerdings gebe es auch sehr große Unterschiede bei den Positionen der Palästinenser, deren Gesellschaft sei zersplittert – ebenso wie in Israel. „Das ist Teil des Problems“, so Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, in dem fast 30-minütigen Interview, das im Lateinischen Patriarchat in der Jerusalemer Altstadt geführt wurde.
Hilfslieferungen möglich
Pizzaballa hatte sich nach dem 7. Oktober als Austausch für die aus Israel genommenen Geiseln angeboten, die immer noch nicht alle zurück sind. Es sei sehr schwer vorherzusagen, wie sich die Lage entwickele. Es gebe aber Gespräche. Pizzaballa ist auch als einer von wenigen Kirchenvertretern mehrfach in den Gaza-Streifen gereist; rund 600 Christen leben noch dort. „Man findet kilometerweit kein einziges stehendes Haus. Berge von Müll, dieser Geruch, weil das Abwassersystem nicht funktioniert. Der erste Eindruck ist ein verlassenes Land und die Menschen, die dort noch leben, mitten im Nichts und Nirgendwo“, beschreibt der Kardinal die Lage vor Ort. Die Kirche liefere derzeit Essen für rund 40.000 Menschen in das Kriegsgebiet. „Wir sind ziemlich aktiv, aber die Situation ist katastrophal.“ Zur Frage, ob israelische Behörden die Hilfslieferungen in den Gaza-Streifen zulassen, sagte Pizzaballa: „Das ist derzeit sehr kompliziert, aber in den letzten Monaten war es möglich. Am Ende haben wir auch Hartnäckigkeit, und wenn wir darauf bestehen und Druck ausüben müssen, können wir das auch tun.“
Zukunft der Christen
Unter israelischer Besatzung, aber auch dem wachsendem Einfluss von Islamisten sehen viele Christen keine Zukunft mehr in der Westbank. Pizzaballa geht aber nicht davon aus, dass Christen langfristig aus der Region verschwinden. „Es ist nicht das erste Mal, dass wir mit Schwierigkeiten und Tragödien konfrontiert sind.“ Es sei kein Drama, eine Minderheit zu sein, auch wenn das für Europäer vielleicht dramatisch klinge.