Am 1.3.2023 richtete die Komturei Caritas-Pirckheimer Nürnberg im Rahmen des Jahresprogrammes einen Vortrag über die Situation im Heiligen Land aus. Der Vortrag wurde von unserer Heilig-Land-Kommission Vorsitzenden, Csr. Cornelia Kimberger, moderiert. Gastredner war der neugewählte Abt der Abtei Dormitio in Jerusalem und des Priorates in Tabgha, Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB, welcher live aus Jerusalem zugeschaltet wurde. Aufgrund der Aktualität wurde die Veranstaltung allen Mitgliedern der Deutschen Statthalterei zugänglich gemacht. Mit über 450 Teilnehmern war es eine gelungene Veranstaltung.

Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB

Bisher wirkt der deutsche Benediktiner, der aus der Diözese Fulda stammt, noch als Patriarchalvikar für die Migranten und Asylsuchenden im Jerusalemer Patriarchat. Am Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, wird der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Seine Seligkeit Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB zum Abt weihen.

Die Situation im Heiligen Land

In seinem Online-Vortrag sprach der neugewählte Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB zum Thema „Die Situation im Heiligen Land“, über den Übergang seiner derzeitigen zur folgenden Tätigkeit, über die Situation im Heiligen Land ganz allgemein und über eine künftige Vision der Tätigkeit der Benediktiner, denen er vorstehen wird.

Die aktuelle Situation

Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB erklärte zunächst die kirchlich-katholische Gliederung im Heiligen Land. Die Bischofskonferenz des Heiligen Landes umfasst demnach vier Länder: Israel und Palästina, Zypern und Jordanien. Die römisch-katholische Erzdiözese des Heiligen Landes ist das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, dem Seine Seligkeit Pierbattista Pizzaballa als Erzbischof vorsteht. Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB: „Das ist ein denkbar spannendes Gebiet.“ Was Jerusalem und seinen Status angeht, so würdigte Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB die „Vision“ des Heiligen Stuhls. Dieser spreche sich weiterhin – als einziger – dafür aus, Jerusalem unter ein Völkerrechtsmandat der Vereinten Nationen zu stellen. Jerusalem würde schließlich seinen „Zauber“ verlieren, wenn es nur Israel oder nur Palästina ist oder wenn es nur eine muslimische, nur eine christliche oder nur eine jüdische Stadt sein würde. Die Vision des Heiligen Stuhls geht vielmehr dahin, dass „Jerusalem allen und letztlich niemandem gehört. Es sollte der freie Zugang zu allen heiligen Stätten gegeben sein.” Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB betonte dankbar: „Nur der Heilige Stuhl hält an dieser Vision fest.“ Deutlich kritisch sieht Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB den Umgang mit Arbeitsmigrantinnen und ihren Babys bzw. ihren Kindern in Israel (die das Land wieder verlassen müssen). Auch beklagte er zunehmende Aktionen des Hasses gegen kirchliche Gemeinschaften in Israel, z.B. einen wachsenden „Armenierhass“ oder sogar eine (dahinterstehende) „Armenierphobie“.

Wie helfen und unterstützen die Benediktiner im Heiligen Land

Was die Benediktiner der Dormitio konkret tun? Sie unterhalten ein Priorat in Tabgha auf der nördlichen Seite des Sees Genesareth: „Das ist ein kostbarer Ort. Wir haben wieder gute Zeiten mit 5000 Pilgern, die pro Tag kommen. Somit sind wir jetzt in etwa bei dem Stand von 2019, vor Corona, angelangt.“ In Tabgha gibt es eine Behinderten- und Jugendbegegnungsstätte, von der der künftige Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB froh berichtete. Er zog das Fazit: „Wenn alle Menschen behindert wären wie die sogenannten Behinderten, hätten wir schon den Weltfrieden.“ In Jerusalem unterhalten die Benediktiner das theologische Studienjahr. Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB: „Das ist hier unser Vorzeigeprojekt.“ Im kommenden Jahr werde das „Goldene Jubiläum“ der Einrichtung gefeiert – sein Bestehen seit nicht weniger als 50 Jahren. Er nannte die Einrichtung „immer noch avantgardistisch, seit 50 Jahren studieren wir gemeinsam evangelische und katholische Theologie.“ Die Schwerpunkte der Befassung sind: Bibel, Archäologie, Ostkirchenkunde, Judentum, Islam, Ökumene und auch die Verhältnisse zwischen Religion und Politik. Im Übrigen erführen viele Studenten das Studienjahr nochmals als eine Glaubensvertiefung.  Priester- oder Ordenschrist zu werden, erscheine hier als eine durchaus legitime Option. Der Mönch und Abt[MS1]  drückte die Hoffnung aus, dass man „an uns Mönchen merkt, dass dies eine Lebensform ist, die einen durchaus nicht ins Unglück stürzt, sondern die mit einem glücklichen Leben verbunden sein kann“.

Allerdings gibt es noch zahlreiche weitere Aufgaben, denen die Ordensleute nachgehen: die deutsche Auslandsseelsorge, das Görres-Institut etc. Es gelte, auch hier das rechte Maß zu halten.

Künftige Herausforderungen

Für künftige Aufgaben („Vision“) sei zu bedenken, sagte Abt Cfr. Dr. Nikodemus Schnabel OSB, ein Baum, der Früchte bringen will, müsse auch tiefe Wurzeln haben, z.B. um für den Dialog fähig zu sein bzw. zu werden. Ganz in diesem Sinne dürften andere Gruppen von Christen, die auch in Jerusalem bzw. im Heiligen Land sind, nicht übersehen werden (mithin sollten nicht nur die ausländischen Christen im Blick stehen, die auf Zeit kommen: Volontäre, Studenten und Studentinnen). “Es gibt auch die einheimischen Christen, die Arabisch oder manchmal auch Hebräisch sprechen; und es gibt die Seelsorger im Heiligen Land, die ihrerseits häufig genug der Seelsorge bedürften.” Der Abt, der derzeit als Patriarchalvikar für die Migranten auch für 5000 Ukrainer geistlich zuständig ist, hielt das Plädoyer, dass „die Christen und Christinnen im Heiligen Land wissen und wahrnehmen, dass sie alle als Mit-Getaufte Christen sind“.

OESSH Deutsche Statthalterei

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