Am 5. Juni 2024 trafen sich zahlreiche Ordensgeschwister der Komtureien St. Thomas Morus, Essen und St. Ludgerus, Münster in Essen-Werden zu einem gemeinsamen Gesprächsabend mit Cfr. Bischof Dr. Overbeck. Den Auftakt bildete eine gemeinsame Messe mit anschließendem Gesprächsimpuls. Cfr. Bischof Dr. Overbeck führte aus, dass die katholische Kirche vor großen Herausforderungen in einer sich stetig wandelnden Welt steht. Traditionelle kirchliche Sozialisation findet kaum noch statt, und viele Menschen mit Migrationsgeschichte bringen ihre eigenen kulturellen und religiösen Welten mit. Die Frage nach Gott wird von vielen Menschen nicht mehr gestellt, noch weniger die Frage nach der Institution „Kirche“.

Es ist Zeit für einen Abschied von der Volkskirche, wie wir sie als Christen kannten. In einer post-säkularen und post-modernen Welt liegt in jeder Krise auch eine Chance. Eine neue Weltordnung verlangt nach einer Neuordnung der Kirche und ihrer Lehren.

(c) oessh.net / Csr. Mechtild Evers

Glaubensentscheidung als persönliche Wahl

Das Christentum wird in Zukunft eine kleinere, aber bewusstere Gemeinschaft sein. Die Entscheidung für den Glauben wird zunehmend persönlich und individuell getroffen.

Was bedeutet es heute, Christ zu sein? Wir brauchen eine neue Form der Katechese, die nachhaltiger und erfahrungsbasierter ist. Die Inhalte des Glaubens müssen in Verbindung mit existenziellen Erlebnissen stehen, um die Wirksamkeit des Glaubens erfahrbar zu machen.

Präsenz der Kirche in der Gesellschaft

Die Präsenz der Kirche in der Gesellschaft wird zunehmend ethisch, vor allem sozialethisch geprägt sein. Es geht darum, das Gute zu verkünden und das Gute zu tun. Wir müssen neu verstehen, was Kirche ist und welche Rolle sie in der modernen Welt relevant spielen kann. Das Netz der Kirche soll in die Tiefe wirken und ein bewusstes Bekenntnis des Glaubens fördern. Glauben muss als existentielle Erfahrung sichtbar und erlebbar gemacht werden. Dieser Ansatz hat ein langfristiges Ziel, welches zunächst als Erfolg nicht messbar oder sichtbar sein wird.

Krise als Chance zur Neuordnung

In einer Zeit, in der traditionelle Formen der Religiosität an Bedeutung verlieren, müssen wir die Wirklichkeit neu in den Blick nehmen und neue Formen der Frömmigkeit und von Spiritualität entwickeln. Dies könnte beispielsweise in anders gestalteten Prozessionen etc. sichtbar werden. Sozialethische und spirituelle Perspektiven sind bedeutender denn je und stellen Fragen wie: Was können wir für Gerechtigkeit und Frieden tun? Was heißt heute „Gebet“ und „Stille“?

Neue Herausforderungen und Chancen

Der Umgang mit der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz sind weitere Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Es gilt, nach vorne zu blicken und Gerechtigkeit sowie Solidarität und das Wohlbefinden aller zu fördern.

Karl Rahner: Gott ist im Kommen

Im Geiste Karl Rahners, dem wir das Wort „Gott ist im Kommen“ verdanken, müssen wir uns auf das Hier und Jetzt fokussieren und Gott in der Wirklichkeit, die wir heute leben, entdecken. Ein praktischer Ansatz, der klassische Formen der Religiosität mit neuer Kulturbildung der Frömmigkeit verbindet, ist gefragt.

Das Ruhrgebiet als Beispiel

Besonders im Ruhrgebiet zeigt sich, dass im Übergang neue Formen der Pfarrei und Gemeinden entstehen können, mit zwei oder drei aktiven Zentren, die für Christen in der Minderheit neue Kraft entwickeln können. Wir investieren nicht mehr in das, was vergangen ist, sondern in das, was kommen wird.

Die katholische Kirche im Ruhrgebiet ist bereit für neue Formen der Frömmigkeit und der sozialen Verantwortung. Gott ist im Kommen – auch und gerade hier.

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