Kontakt mit der Außenwelt

Im Moment ist es sehr schwierig, mit Fr. Gabriel Romanelli in Kontakt zu treten. In der Pfarrei Heilige Familie in Gaza gibt es nur dann Strom, wenn der Stromgenerator läuft. Strom, der auch dazu benötigt wird, die Mobiltelefone zu laden oder die Server zu betreiben. Für eine Stunde Strom am Tag benötigt die Pfarrei schwer zu beschaffendes und kostenintensives Gut: Kraftstoff. In dieser einen Stunde hält der Priester Kontakt mit der Welt außerhalb von Gaza. Dort herrscht seit nunmehr über acht Monaten Krieg. Jeden Tag berichtet der Priester über soziale Kanäle mit unzähligen Bildern aus seiner Gemeinde. Auf den Bildern sind immer wieder die vielen fröhlich erscheinenden Kinder beim Spielen und Lernen zu sehen. Jeden Tag wird mit Hilfe der Bilder von den vielen Gottesdiensten, den Mariengebeten und Ministranten erzählt und somit Hoffnung verströmt.

Pfingstgottesdienste mit dem Patriarchen

Endlich ist Fr. Gabriel Romanelli wieder zurück in seiner Gemeinde. Als am 7.Oktober 2023 der Gaza-Streifen abgeriegelt wurde, war der Priester gerade in Bethlehem. Zum Pfingstfest bekam der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Seine Seligkeit Pierbattista Kardinal Pizzaballa, die Genehmigung, die katholische Pfarrei in Gaza für vier Tage zu besuchen. Fr. Romanelli und sein Mitbruder Fr. Carlo, welcher ebenfalls dem Orden Verbum Incarnatum angehört, sind seitdem in der Gemeinde. Sie und eine mitgereiste Nonne durften den Patriarchen begleiten. Fr. Yusuf, der seit dem Überfall der Hamas die Gemeinde zusammen mit Mutter-Theresa-Schwestern und Rosenkranzschwestern betreute, hat sich gefreut, dass nun Fr. Gabriel Romanelli endlich wieder an seiner Seite steht. Mit im Reisegepäck hatte der Patriarch eine beschränkte Menge an Hilfslieferungen wie Nahrung und Medikamente. Seine Seligkeit Pierbattista Kardinal Pizzaballa feierte Gottesdienste und besuchte jede einzelne der Familien, die er bereits von seinen regelmäßigen Besuchen vor dem Krieg kannte. Dieser Besuch gab Trost, aber auch Hoffnung und Durchhaltevermögen. Fr. Romanelli berichtete damals: „Trotz des wahrhaft ungeheuren Leids bleiben sie gelassen und begeben sich in die Hände des Herrn. Natürlich sind sie sehr besorgt darüber, was passieren wird. Einige sind krank, einige sind verletzt, viele sind gegangen und einige denken darüber nach, zu gehen, aber viele, viele, viele denken darüber nach, zu bleiben.“ In einer Sprachnachricht an die Deutsche Statthalterei Ende Mai sagt Fr. Romanelli, dass es für ihn ein Segen sei, wieder zurück in seiner Gemeinde zu sein. Laut Auskunft des Lateinischen Patriarchats sind noch 420 Christen auf dem Gelände der Pfarrei untergebracht. 350 Menschen verließen die Pfarrei. In der orthodoxen Nachbargemeinde sind 200 verbliebene Christen, welche vom Lateinischen Patriarchat mitunterstützt werden.

Unvorstellbares Leid

George Akroush, der Projektmanager des Lateinischen Patriarchats, und seine Kollegin Frau Nisreen hatten am 25. Juni 2024 die Gelegenheit, mit Fr. Romanelli in einem Videomeeting zu sprechen. George Akroush berichtet Cornelia Kimberger, der Vorsitzenden der Heilig-Land-Kommission, am 26. Juni 2024 von diesem Telefonat: „Die Situation rund um das Gemeindegelände ist unvorstellbar. Was in Gaza vor sich geht, kann nur schwer ertragen werden, auch als Nichtbetroffener. In der Pfarrei betreiben sie ihren Stromgenerator nur noch eine Stunde am Tag. Um ihn für diese eine Stunde zu betreiben, werden 48 Liter Kraftstoff benötigt, der das Elffache des ursprünglichen Preises kostet. So liegt der Preis aktuell bei rund 15 Euro pro Liter und dies natürlich nur, wenn der Kraftstoff verfügbar ist. Es gibt seit zwei Monaten kein Fleisch, kein Geflügel, kein Obst und nur ein sehr begrenztes Angebot an Gemüse. Dies zu überteuerten Preisen. Die Christen wohnen in den Klassenzimmern der Schule, auf Korridoren, oder sind in anderen Zimmern zusammengepfercht.“

Unterricht für die Kinder

„Derzeit kochen unsere Komitees an drei Tagen der Woche bescheidene Mahlzeiten und dreimal pro Woche backen sie Brot. Die einzigen verfügbaren Lebensmittel sind Reis, Bohnen, Pasta und Mehl – ebenfalls nur in begrenzten Mengen.“, so Fr. Romanelli. Sie haben ein nicht zuverlässiges Wasseraufbereitungssystem, da stark verschmutztes Wasser aus den darunter liegenden Quellen aufbereitet werden muss.

Es gibt aber auch Positives zu berichten. So finden halbpädagogische Sitzungen für die 125 Schüler statt. In Gaza wird dies Förderunterricht genannt, der darauf abzielt, die grundlegenden Fähigkeiten und Kenntnisse in Mathematik, Naturwissenschaften und Englisch wiederherzustellen. Der Förderunterricht begann vor fast einem Monat und wurde von den Eltern mit großer Wertschätzung aufgenommen, da der Bildungssektor in Gaza de facto nicht mehr existiert. Keine einzige Schule ist in Betrieb und so konnten rund 39.000 Gymnasiasten ihre Abiturprüfungen in Gaza nicht abgelegen.

(c) oessh.net / Facebook / Ilquddas Ara
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Nahrung aus der Luft

Auf dem Schwarzmarkt wird versucht, Nahrungsmittel zu bekommen. Wenn dies erfolgreich ist, dann zu völlig überhöhten Preisen. Manchmal bekommt die Gemeinde auch ein Carepaket aus der Luft, das sie am Strand von Gaza aufsammeln. George Akroush bittet alle Menschen guten Willens: „Behaltet uns in Euren Gebeten!“ In seiner Sprachnachricht von Ende Mai dankt Fr. Gabriel Romanelli den Damen und Rittern der deutschen Statthalterei für ihre Gebete und ihre Unterstützung. „Ja, die Situation ist sehr, sehr schlecht!“, sagt er.

Hungersnot

Die Organisation UNICEF berichtet von fast 3.000 Kindern, die wegen Unterernährung in Lebensgefahr sind. Und laut des aktuellen UN-Berichts zur Ernährungslage in Gaza sind 96 Prozent der Bevölkerung von einer Hungersnot bedroht. Rund eine halbe Million Menschen sind mit einer katastrophalen akuten Ernährungsunsicherheit konfrontiert, das entspricht der Stufe 5 der IPC-Skala (Integrated Food Security Phase Classification), der höchsten Klassifizierung des internationalen Warnsystems.

Wie können wir unterstützen?

Abgesehen von einer hohen Spendenbereitschaft zur Linderung der Not ist es wichtig, dass wir mit den Christen in Gaza im Gebet verbunden bleiben. Dies gibt den Menschen Hoffnung in diesen dunklen Zeiten. Sie vertrauen auf Gott und bitten uns, dass wir sie in unsere Gebete einschließen.

OESSH Deutsche Statthalterei

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