Die Wallfahrt nach St. Anne d’Auray ist eine der bedeutendsten religiösen Veranstaltungen in der Bretagne, Frankreich. Jedes Jahr zieht sie Tausende von Pilgern an, die die heilige Anna, die Schutzpatronin der Bretagne und Großmutter Jesu Christi, ehren. Diese Wallfahrt hat eine tiefe kulturelle und religiöse Bedeutung und findet in der Gemeinde Sainte Anne-d’Auray im Département Morbihan statt. Dieses Jahr nahmen auch Mitglieder der Deutschen Statthalterei an dieser besonderen und eindrücklichen Wallfahrt (am ersten Tag mit Lichterprozession um das Gedenkmal an die Verstorbenen aus der Region im Ersten Weltkrieg, am zweiten Tag mit einem Pontifikalamt) teil.

Historischer Hintergrund

Die Tradition der Wallfahrt begann im Jahr 1625, nachdem der Bauer Yvon Nicolazic Visionen der heiligen Anna gehabt haben soll. Anna forderte ihn auf, eine Kapelle zu ihren Ehren zu errichten. Diese Kapelle wurde bald zu einem bedeutenden Wallfahrtsort, an dem zahlreiche Wunder und Heilungen berichtet wurden. Die heutige Basilika Sainte-Anne-d’Auray, die zwischen 1865 und 1877 erbaut wurde, ersetzt die ursprüngliche Kapelle und ist heute das spirituelle Zentrum der Wallfahrt.

Die heilige Anna selbst ist in der Bibel nicht erwähnt, sondern wird in apokryphen Schriften, wie dem Protevangelium des Jakobus, als Mutter Mariens und Großmutter Jesu beschrieben. Yvon Nicolazic erlebte der Überlieferung zufolge zwischen 1623 und 1625 mehrere Erscheinungen der heiligen Anna, die ihn schließlich anwies, die Kapelle an ihrem ursprünglichen Standort wieder aufzubauen.

Die Wallfahrt heute

Jedes Jahr, insbesondere am 26. Juli, dem Festtag der heiligen Anna, sowie während des „Grand Pardon“, einer zweitägigen Feier, strömen bis zu etwa 20.000 Pilger nach St. Anne d’Auray. Diese Wallfahrt ist geprägt von Prozessionen, Gebeten, Gesängen und traditionellen bretonischen Bräuchen. Für deutsche Ohren besonders einprägsam ist die ansprechende musikalische Gestaltung mit rasch mitzusingenden Kirchenliedern unter besonderer Begleitung einer dudelsackähnlich klingenden Oboe (!). Ein zentraler Bestandteil ist die Heilige Messe in der Basilika, gefolgt von Anbetung des Allerheiligsten in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli, Andachten und der Möglichkeit, die Sakramente auch der Versöhnung (sogar während der Heiligen Messe) zu empfangen.

Das „Grand Pardon“ ist nicht nur ein Ausdruck des Glaubens, sondern auch eine Feier der bretonischen Kultur. Es umfasst Musikdarbietungen, traditionelle Tänze und Lieder in Französisch und Bretonisch. Dieses jährliche Ereignis bietet den Gläubigen die Gelegenheit, ihre spirituelle Verbundenheit zu erneuern und gleichzeitig ihre kulturellen Wurzeln zu feiern.

Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2025

Derzeit befinden sich das Heiligtum und das Bistum Vannes in der Vorbereitung auf das Heilige Jahr 2025 „SAINTE ANNE 2025“, das 400 Jahre seit den Erscheinungen der heiligen Anna markiert. Diese Vorbereitung erstreckt sich über drei Jahre und soll die Gläubigen auf das bedeutende Jubiläum einstimmen, das gleichzeitig mit einem Jubiläum der Geburt Jesu in der Universalkirche gefeiert wird. Das Thema dieser Vorbereitungszeit lautet: „Sainte Anne, Mutter Mariens, führe uns zu Jesus“. Durch Herstellen eines Kontakts zum Leitenden Komtur der örtlichen Komturei wird die Teilnahme auch von Deutschen Grabesrittern im Jahr 2025 erwünscht werden.

Bedeutung und Traditionen

Die Wallfahrt nach St. Anne d’Auray ist tief in der bretonischen Kultur verwurzelt und spiegelt die enge Verbindung zwischen Glauben und kultureller Identität in der Region wider. Während des Pontifikalamts, das um das Ehrendenkmal zugunsten von Verstorbenen des Ersten Weltkriegs unter freiem Himmel stattfindet (und das auch bei flüssigem Sonnenschein – hiervon gibt es bekanntlich in der Bretagne durchaus einiges), halten in traditioneller bretonischer Kleidung ausgestattete Paare Ehrenwache neben der öffentlich ausgestellten und während der Prozession herumgetragenen hölzernen Gedenkfigur der heiligen Anna. Neben der religiösen Bedeutung pflegen die Teilnehmer auch traditionelle Bräuche wie das Tragen von Trachten und das Darbringen von Votivgaben.

Fazit

Die Wallfahrt nach St. Anne d’Auray ist mehr als ein religiöses Ereignis; sie ist ein lebendiger Ausdruck von Glauben, Gemeinschaft und bretonischer Kultur. Jedes Jahr erneuern Pilger aus der Bretagne und anderen Regionen aus ganz Frankreich (über Paris hinaus) in der kleinen Gemeinde Sainte-Anne-d’Auray ihre Spiritualität und feiern ihre kulturellen Traditionen. Mit Blick auf das bevorstehende Heilige Jahr 2025 bleibt die Wallfahrt ein zentraler Bestandteil des religiösen Lebens in der Bretagne und ein Symbol für die tiefe Verwurzelung des Christentums in dieser Region. „Dieser Anlass hat auch Teile des Statthaltereirates inspiriert, an dieser besonderen Wallfahrt teilzunehmen“, so Statthalter Dr. Michael Schnieders

Einen Eindruck vermittelt das folgende Video, welches musikalisch passend untermalt wurde durch den Schlusschoral von Johann Sebastian Bach „Jesus bleibet meine Freude“ (BWV 147)

OESSH Deutsche Statthalterei

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