Pilger der Hoffnung
Papst Franziskus hat dem Heiligen Jahr 2025 ein Motto gegeben: Pilger der Hoffnung. Dieses Leitwort ermutigt, eine persönliche „Litanei“ von Pilgerinnen und Pilgern der Hoffnung zusammenzustellen: Welche biblischen Personen, welche Vorbilder in der Geschichte, welche Menschen in meinem persönlichen Umfeld waren und sind für mich Pilger der Hoffnung. Also Personen, die mich das Beten gelehrt haben, die mir den christlichen Glauben vermittelt haben, die mich im Laufe der Zeit darin bestärkt haben, Glaube, Hoffnung und Liebe zu leben, die mir einen Zugang zur Heiligen Schrift eröffnet haben, die mich unterstützt haben auf dem Weg in den Ritterorden …
Simeon und Hanna
An diesem Sonntag feiern wir das Fest Darstellung des Herrn. Das Festevangelium berichtet, dass Jesus von Maria und Josef in den Tempel von Jerusalem gebracht wird. Für Maria geht es um die Erfüllung der jüdischen Vorschriften. Es geschieht aber mehr: Jesus kommt in den Tempel als „Herr des Tempels“ (vgl. Mal 3,1). Der greise Simeon, der auf den Trost wartete (Lk 2,25), ist hellwach und erkennt in Jesus den Messias: Den Heilbringer für alle Menschen. Im Lobpreis bekennt er: Meine Augen haben das Heil gesehen. Auch Hanna, eine Prophetin, tritt hinzu und bestätigt in ihrem Lobpreis das gehörte Bekenntnis.
Simeon und Hanna sind Pilger und Pilgerin der Hoffnung. Sie haben die Langmut, auf Trost zu warten. Sie bleiben wach für eine überraschende Begegnung mit Jesus, dem Christus. Sie werden zum Zeugen und zur Zeugin des Heils. Von Hanna heißt es: Sie sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten (Lk 2,38).
Alfred Delp
An diesem Sonntag jährt sich der 80. Todestag des Jesuitenpaters Alfred Delp. Er wurde am 2. Februar 1945 in Berlin- Plötzensee hingerichtet. Geboren wurde er im Jahr 1907 in Mannheim. Die väterliche Familie war streng evangelisch-lutherisch; die mütterliche Familie fest im katholischen Glauben verankert. Die Herkunftsfamilien wollten die Hochzeit der Eltern von Alfred Delp verhindern. Er wurde unehelich geboren und katholisch getauft; schließlich ermöglichten die Familien die Hochzeit der Eltern. Familie Delp bestand darauf, dass die junge Familie bei den Großeltern von Alfred im südhessischen Lampertheim wohnte und dass er und seine Geschwister evangelisch erzogen wurden. Es kam im Zusammenhang mit dem Konfirmandenunterricht zu einem Vorfall, so dass Alfred den katholischen Pfarrer aufsuchte und um die Erstkommunion und Firmung bat. Als Kind und Jugendlicher hatte er zu beiden Kirchen Kontakt. Allerdings empfand er die innerchristlichen Auseinandersetzungen als sehr belastend.
Nach dem Abitur bat Alfred Delp um Aufnahme in den Jesuitenorden. Es folgten Studien im In- und Ausland. Da die Nationalsozialisten ein Promotionsstudium in Münster verweigerten, bekam Delp einen Auftrag bei der Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit“. Er entwarf eine Vision eines solidarischen Christentums und einer humanen Gesellschaft. Alfred Delp kam in Kontakt mit dem „Kreisauer Kreis“. Im Sommer 1944 geriet Delp ins Visier der Gestapo. Im Tagebuch von Graf Stauffenberg fand sich eine Notiz mit dem Namen Delp. Obwohl er nicht an der Verschwörung und am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt war, genügte allein der Nachweis über den Kontakt mit Stauffenberg für eine Verhaftung. Im Gefängnis boten ihm die Verantwortlichen an: Wenn Sie aus dem Jesuitenorden austreten, können Sie das Gefängnis verlassen. Delp tat es nicht: Er legte seine letzten Gelübde am 8. Dezember 1944 ab (vgl: Roman Bleistein: Alfred Delp. Geschichte eines Zeugen, Frankfurt 1989, 334). Am 11. Januar 1945 verkündete der oberste NS-Richter Roland Freisler Delps Todesurteil.
Mit gefesselten Händen verfasste Pater Delp bis zu seiner Hinrichtung am 2. Februar 1945 Briefe, Meditationen und Abhandlungen. Zwei Zitate möchte ich gerne anführen.
- Mit Blick auf seine kirchlichen Erfahrungen in der Kindheit und in der Jugendzeit schreibt Delp: „Wenn die Kirchen der Menschheit noch einmal das Bild einer zankenden Christenheit zumuten, sind sie abgeschrieben.“
- Seinem Patenkind Alfred Sebastian schreibt er am 23. Januar 1945 zur Taufe: „Die Liebe Gottes einmal in uns, adelt und wandelt uns. Wir sind von da an mehr als Menschen, die Kraft Gottes steht uns zur Verfügung, Gott selbst lebet unser Leben mit, das soll so bleiben und immer mehr werden, Kind.“
Am 2. Februar 1945 wurde Delp vom Gefängnisseelsorger begleitet. Ihm soll er zugeflüstert haben: „In einer halben Stunde weiß ich mehr als Sie.“
Der Jesuitenpater ist für mich ein „Pilger der Hoffnung“, der davon überzeugt war: „Es wird kein Mensch an die Botschaft vom Heil und vom Heiland glauben, solange wir uns nicht blutig geschunden haben im Dienste des physisch, psychisch, sozial, wirtschaftlich, sittlich oder sonstwie kranken Menschen.“
Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung im persönlichen Bereich
Die Litanei von Pilgerinnen und Pilgern der Hoffnung, die wir für unser persönliches Leben zusammenstellen können, wird viele Namen enthalten: Lebende und Verstorbene, Frauen und Männer, Personen unterschiedlichen Lebensalters, Menschen, mit den wir im Ritterorden verbunden sind und / oder mit denen wir im Heiligen Land als Pilgerinnen und Pilger unterwegs waren … Ich hoffe und wünsche, dass das Nachdenken über das Leitwort des Heiligen Jahres uns stärken, Pilgernde der Hoffnung zu sein.