Text: Cfr. Abt em. Winfried Schwab OSB, Prior der Ordensprovinz Südwestdeutschland

­­Liebe Ordensgeschwister!

„Höre, mein Sohn,“ so beginnt die Ordensregel des heiligen Benedikt. „Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat! So kehrst du durch die Mühe des Gehorsams zu dem zurück, den du durch die Trägheit des Ungehorsams verlassen hast. An Dich also richte ich jetzt mein Wort, wer immer du bist, wenn du nur dem Eigenwillen widersagst, für Christus, den Herrn und wahren König, kämpfen willst und den starken und glänzenden Schild des Gehorsams ergreifst. Vor allem: wenn du etwas Gutes beginnst, bestürme ihn beharrlich im Gebet, er möge es vollenden.“

Wer es nicht besser weiß, könnte meinen, diese Zeilen seien erst kürzlich und speziell für den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem verfasst worden. Tatsächlich schrieb sie der heilige Benedikt aber mehr als 1.300 Jahre vor Gründung unserer Gemeinschaft – für Männer und Frauen (seine Schwester Scholastika gründete den weiblichen Zweig). Wenn die benediktinische Familie dieser Tage seines Todes am 21. März 547 gedenkt, dürfen auch wir das tun – und seine Worte als liebevolle Mahnung und herzliche Einladung zu Besinnung und Umkehr in unseren Alltag mitnehmen.

„Höre, mein Sohn“, mit diesen Worten lädt der Ordensvater ein, zur Ruhe zu kommen, Hektik und Betriebsamkeit hinter sich zu lassen und sich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren: das Wort Gottes. Es wird nur in der Stille erfahren. Zugleich ist das Hören eine Grundhaltung im Miteinander. Wer bereit ist zu hören, kann sich auf sein Gegenüber auch einlassen. Nicht umsonst verbindet Benedikt das Hören mit dem „Ohr deines Herzens“, dem Symbol der Liebe – zu Gott und den Menschen. Gott bezeichnet er als gütigen Vater, der seinen Zuspruch an uns richtet. Er droht, mahnt, kritisiert nicht, sondern schenkt Gedanken der Erbauung, Hoffnung und Ermutigung. An uns liegt es, seine Worte im Alltag umzusetzen.

Benedikt ruft uns zum Gehorsam – einer ritterlichen Tugend. Wie könnte eine Armee vor dem Feind bestehen, wenn der Ungehorsam, etwa in Unordnung, Eigennutz oder Gier, herrschen würde? Im Begriff Gehorsam verbirgt sich wiederum das Hören, das Hören auf den, der es gut mit einem meint – auf Gott. Sein Wort – ausgesprochen durch den heiligen Benedikt – richtet sich an jeden, der bereit ist zuzuhören, ob Mann oder Frau, jung oder alt, groß oder klein. Hören lädt ein, statt auszuschließen, ermutigt, statt zu bedrücken, es befreit… Den Gehorsam bezeichnet der Ordensvater als „starken und glänzenden Schild“ und greift damit die Symbolik der Ritterlichkeit auf. Glanz statt Abstumpfung, Mut statt Entmutigung oder gar Feigheit, Hoffnung und Zuversicht statt Verzweiflung. Wer diese Stelle der Ordensregel liest könnte meinen, einen lächelnden, schwärmenden Benedikt vor sich zu sehen.

Zuletzt gibt Benedikt einen ultimativen Rat: „Vor allem: wenn du etwas Gutes beginnst, bestürme ihn beharrlich im Gebet, er möge es vollenden. „Menschenwerk, so meint er, bleibt stets Stückwerk. Nur Gott kann das Große vollenden – und nimmt uns dazu als sein Werkzeug. Das Gebet, das Hören auf sein Wort und unser Antworten, ist der Schlüssel zu allem Erfolg…

Möge der heilige Benedikt uns ein Vorbild sein – im Gehorsam und Gebet, in den ritterlichen Tugenden unseres Ordens, denn: DEUS LO VULT!

OESSH Deutsche Statthalterei

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