Ein Lichtblick der österlichen Hoffnung im Heiligen Land
Der vierte Sonntag der Fastenzeit trägt den Namen Laetare, abgeleitet vom lateinischen Eröffnungsvers der Messe: Laetare, Jerusalem – „Freue dich, Jerusalem“ (vgl. Jes 66,10). Dieser Sonntag bildet die Mitte der 40-tägigen österlichen Bußzeit und lädt uns zu einem Innehalten ein: Mitten in einer Zeit der Besinnung, des Verzichts und der geistlichen Vorbereitung auf das Osterfest dürfen wir aufatmen. Der Ton dieses Tages ist nicht düster, sondern hoffnungsvoll – ein Vorgriff auf das österliche Licht, das uns entgegenleuchtet.
Die liturgische Farbe Rosa, die an diesem Tag ausnahmsweise das sonstige Violett der Fastenzeit ablösen darf, symbolisiert genau dieses Spannungsverhältnis: das ernste, tiefgründige Violett vermischt mit dem Licht des kommenden Weiß von Ostern. Der Sonntag Laetare ist somit ein Tag des geistlichen Aufbruchs – ein leiser, aber kraftvoller Ruf zur Freude inmitten der Vorbereitung auf das Leiden und die Auferstehung Christi.
Die Botschaft im Kontext des Heiligen Landes
Diese Botschaft gewinnt eine noch tiefere Bedeutung, wenn wir sie im Kontext des Heiligen Landes betrachten – jenes Landes, in dem die zentralen Ereignisse unseres Glaubens Gestalt angenommen haben. Jerusalem, das im Introitus des Sonntags direkt angerufen wird, ist nicht nur geographischer Ort, sondern auch Symbol: für Gottes Verheißung, für Sehnsucht und Hoffnung, für Frieden und Erlösung.
In der Fastenzeit erinnern wir uns an die 40 Tage, die Jesus in der Wüste verbrachte – eine Zeit der Einsamkeit, der Prüfung und der inneren Klärung. Diese Wüste ist real erfahrbar im Judäischen Bergland, unweit von Jerusalem, wo die steinige, karge Landschaft Zeugnis ablegt von den biblischen Erzählungen. Gerade dort, wo Entbehrung und Stille den Alltag prägen, wird die Verheißung des Laetare-Sonntags umso greifbarer: Gott führt nicht in die Wüste, um dort zu lassen – sondern um neu zu beleben, zu verwandeln, aufzurichten.
Freue dich, Jerusalem! Versammelt euch alle, die ihr sie liebt!
Die Stadt Jerusalem selbst ist in diesen Wochen ein Ort intensiver geistlicher Bewegung. Pilger aus aller Welt machen sich auf den Weg, viele gehen den Kreuzweg auf der Via Dolorosa – aber am Laetare-Sonntag beginnt sich der Blick bereits zu heben: Weg von der Schwere der Passion hin zur Verheißung des Lebens, das stärker ist als der Tod. „Freue dich, Jerusalem! Versammelt euch alle, die ihr sie liebt!“ – dieser Ruf ist nicht nur liturgisches Zitat, sondern geistlicher Auftrag. Die Freude, die von Ostern her kommt, hat ihre Wurzeln mitten in der Realität von Leid, Verzicht und Suche.
Im Heiligen Land, wo jeder Stein, jede Gasse, jedes Gebirge mit der Geschichte Gottes mit den Menschen verbunden ist, wird der Laetare-Sonntag zu einem starken Zeichen der Hoffnung: Gottes Licht scheint bereits auf, auch wenn der Weg noch durch das Dunkel führt. Laetare ist ein geistlicher Wendepunkt – ein Moment, in dem wir innehalten dürfen, um uns zu erinnern, worauf wir zugehen: auf das Leben in Fülle, das Christus durch Kreuz und Auferstehung schenkt.