Am kommenden Sonntag werden wir das für uns bedeutende Fest Kreuzerhöhung feiern. Bereits das Evangelium des vergangenen Sonntags hat zur Kreuzesnachfolge aufgerufen und uns auf das Fest vorbereitet. Der Beitrag von Confrater Nowak mit einem Rückblick auf das Evangelium vom 23. Sonntag ist eine Einstimmung zum Fest Kreuzerhöhung.
Text: Cfr. Pfarrer Christian Nowak, Prior der Komturei St. Kilian Würzburg
Liebe Consorores, liebe Confratres, liebe Schwestern und Brüder,
das Evangelium vom 23. Sonntag im Jahreskreis (c) (Lk 14,25-33) erinnert uns an einen bedeutsamen Aspekt unseres Christseins, wenn von der Kreuzesnachfolge die Rede ist. Jesus wendet sich an eine Menschenmenge und thematisiert in direkter Anrede an diese und mit Gleichnissen, was es bedeutet, ihm nachzufolgen.
Zwei Aspekte möchte ich für uns als Ordensgeschwister herausgreifen und mit unserem Auftrag im Heiligen Land verbinden:
1. Entschiedenheit
Gleich zu Beginn des Evangelienabschnitts betont Lukas, dass sich Jesus an viele Menschen, die ihn begleiteten, wendet. Offenbar hält es Jesus für notwendig angesichts der Vielzahl derer, die ihm folgten, daran zu erinnern, dass es nicht nur darum geht, ihm auf Schritt und Tritt zu folgen, sondern, dass mit der Nachfolge auch eine Entscheidung verbunden ist. Dazu wählt er zwei Vergleiche, den vom Turmbau, der nicht fertig gestellt werden kann, wenn nicht zuvor die Mittel sorgsam berechnet wurden, und den von einem Feldzug, der nicht den Sieg bringen wird, wenn nicht die Ressourcen im Vorfeld so klar sind, dass der gewünschte Ausgang eintritt.
Jesus scheint denjenigen, die ihm nachfolgen, sagen zu wollen: Wenn du mir wirklich nachfolgen willst, dann überlege dir das gut, denn es hat Konsequenzen. Sei entschieden für mich und meine Botschaft und bedenke, auf was du dich einlässt.
Der Herr sagt dies mit Bedacht. Die Stellung dieser Perikope im Evangelium weist bereits auf die Erfüllung der Sendung Jesu hin, denn er befindet sich bereits auf dem Weg nach Jerusalem, den Ort also, in dem der Zenit seines erlösenden Handelns erreicht wird in Kreuz und Auferstehung.
Für uns als Getaufte, die im Glauben Verantwortung in Kirche und Welt, besonders auch im Heiligen Land übernehmen wollen, mag dies eine immer wieder wohltuende Erinnerung sein, uns für Jesus und den uns gegebenen Auftrag zu entscheiden. Einmal in unserem Alltag täglich neu die Entscheidung zu treffen mit Jesus zu leben und uns von der Kraft des Evangeliums in unseren Entscheidungen, in Denken und Tun prägen zu lassen. Es tut sicher gut, dass auch wir uns als Ordensgemeinschaft sowie als Einzelne immer wieder neu rufen lassen in die Entschiedenheit gläubiger Nachfolge, wenn wir unsere Spiritualität konsequent leben und engagiert für das Wohl aller Menschen im Heiligen Land tätig werden und in unserer Arbeit für Frieden und Versöhnung, für humanitäre Hilfe und das Leben des Glaubens nicht nachlassen. Angesichts der aktuellen prekären Lage – Stichwort: Gaza – ist unsere entschiedene Nachfolge in Gebet und Handeln mehr als notwendig.
2. Kreuzesnachfolge
Diese Entscheidung ist notwendig, denn damit – so scheint Jesus zu Bedenken zu geben – kann auch die Teilhabe an seinem eigenen Schicksal verbunden sein: Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.
Gerade wenn wir als Damen und Ritter des Ordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem oft und oft unser Ordenskreuz zeigen und tragen, erinnert uns dies an das eben zitierte Jesuswort. Entschiedene Nachfolge kann auch ins Kreuz führen als Lackmustest der Jüngerschaft. Die Entscheidung zur Nachfolge verbindet aber mit dem Kreuz auf zweifache Weise: Nicht nur, dass wir unser Kreuz in Familie und Beruf, im alltäglichen Leben und Zeugnisgeben zu tragen haben, wenn uns Unverständnis, Ablehnung, Krankheit oder Leid oder anderes widerfährt. Dieses gilt es zu tragen und anzunehmen. Aber gerade darin erweist sich vielleicht der zweite Aspekt der Kreuzesnachfolge, denn indem wir unser Kreuz mit Entschiedenheit tragen, um Jüngerin und Jünger Jesu zu sein, werden wir auch von ihm getragen, der doch für uns das Kreuz auf sich genommen hat. Nicht nur du trägst das Kreuz; das Kreuz trägt dich.
Ich denke an die Christen im Heiligen Land, in Israel, Palästina, dem Libanon und dem Gazastreifen, wie sie wohl dieses Jesuswort empfinden mögen. Es stellt für sie eine ganz andere, eine spürbar existenzielle Herausforderung dar. Die Unbedingtheit und Entschiedenheit bei Jesus zu bleiben und ihm nachzufolgen, hat bestimmt auch damit zu tun, in ihrer Heimat zu bleiben. Dieser Tage sah ich einen Beitrag, in dem ein Christ davon berichtete, dass er zeitlebens nur Anspannungen oder gar kriegerische Handlungen in nah oder fern erlebt habe. Er wolle dies seinen Kindern nicht zumuten und möchte auswandern. Menschlich absolut nachvollziehbar. Darüber können wir uns auch kein Urteil erlauben. Aber eines können wir: Wir können den Menschen, insbesondere unseren Schwestern und Brüdern im Heiligen Land beistehen, ihre Nachfolge zu verwirklichen; ihnen helfen, zu bleiben; alles tun, damit sie in dem harten Kreuz, das ihnen zugemutet wird, bestehen können. So sind wir in unserer entschiedenen Nachfolge verbunden mit unseren Glaubensgeschwistern und den anderen Menschen in dieser Konfliktsituation – durch das Kreuz, das Zeichen der Erlösung, der Hoffnung, des Friedens.
Liebe Consorores und Confratres, liebe Schwestern und Brüder, diese entschiedene Art der Nachfolge lässt uns voller Hoffnung immer wieder beten: Dein Kreuz, o Herr, verehren wir und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.