Zum diesjährigen Christkönigsfest, am 23. November 2025, trafen sich über 100 Damen und Ritter, Kandidaten, Angehörige und Gäste im Exerzitien- und Bildungshaus Maria Immaculata in Paderborn zum Einkehrtag der vier westfälischen Komtureien. Einer mehrjährigen Tradition folgend, konnte Cfr. Dr. Thomas Hamm, Leitender Komtur der Komturei St. Meinwerk Paderborn, S.E. Dr. Udo Markus Bentz, Erzbischof von Paderborn, als sachkundigen Impulsgeber gewinnen.

„Wer Hoffnung hat, lebt anders“

Cfr. Dr. Thomas Hamm führte zunächst mit den kritischen Gedanken Jürgen Habermas’ über die „Verflachung des Glaubens“ in die Fragestellung des Tages ein. Nach den Beobachtungen von Habermas zögen sich die Religionen auf ein inhaltlich vage bleibendes, auf die Welt beschränktes Verhältnis zurück und klammerten die Hoffnung auf eine transzendente Erfüllung aus. Dem stellte Hamm die Theologie des Münsteraner Theologen Johannes Baptist Metz gegenüber, der in einer säkularen Welt eine praxisrelevante „Theologie mit dem Gesicht zur Welt“ und zum Leid der Menschen einforderte.

Einen biblischen Weg schlug der Referent, S.E. Dr. Udo Markus Bentz, ein, um sich dem Thema der christlichen Hoffnung zu nähern. Er begann einfach und schlicht mit dem Gebet der Hoffnung zum Heiligen Jahr 2025. Aus der Kraft und dem Frieden dieses Gebetes heraus nutzte er ein rhetorisches Stilmittel und veranschaulichte dem Auditorium apokalyptische Szenarien der modernen Filmindustrie, die zeigen, wie angreifbar christliche Symbole derzeit sind und wie wenig stark und zukunftsfähig sie in der säkularen Bildrezeption wahrgenommen werden. In einem weiteren Schritt ging Bentz in eine messerscharfe Analyse unserer Gegenwart, die vielfach als permanentes Krisenszenario erlebt wird. Die Ambivalenzen unserer Tage, die Dominanz ökonomischer Allianzen und Profitgier, die Unsicherheiten und der Werteverfall sprengen unser Fassungsvermögen und führen zu einer allgemein erlebten News Fatigue und zu einem Rückzug ins Biedermeierliche. In der Rückschau auf die Menschheitsgeschichte sah Erzbischof Dr. Bentz jedoch stets auch Chancen zur Entwicklung und zum Neuanfang.

Jesus ruft seine Nachfolger zur Wachsamkeit auf

Die biblischen Quellen teilen uns nach Erzbischof Bentz dieselbe kritische Wahrnehmung der Gegenwart mit. Im 13. Kapitel des Markus-Evangeliums hält Jesus seine Rede über die bedrohlichen Zeichen der Endzeit und die Notwendigkeit, in aller Unbeständigkeit wachsam zu bleiben. Jesus sei mit seinem Blick auf die Welt ein Realist, kein Utopist, stellte Erzbischof Bentz fest. Bevor im Evangelium etwas Neues aufbrechen könne, brauche es Abbruch und spürbare Veränderung. Dr. Bentz forderte – mit Papst Franziskus – für die Kirche ein, in den Krisen dieser Welt wachsam zu sein und als „Feldlazarett inmitten des Krieges“ zu dienen. Aus dem biblischen Text leitete Bentz den Auftrag der Verkündigung und das Einbringen in den gesellschaftlichen Diskurs ab. Als Christen der Hoffnung sollen wir die Realität anschauen, hinhören und lernen, die Zeichen der Zeit gut zu unterscheiden. Vom Ziel her die Gegenwart sehen, aus der gebrochenen Realität, aus den Trümmern heraus Christi Gegenwart und Entgegenkommen erspüren – dies war an diesem Tag ein eindringlicher Appell des Paderborner Erzbischofs. Dabei bestehe die große Herausforderung des auf Zukunft hin wirkenden synodalen Prozesses der Weltkirche einerseits im Zusammenhalt und andererseits im Annehmen unserer Pluralität.

Hoffen heißt, ins Handeln zu kommen

Papst Benedikt XVI. beschrieb in seiner zweiten Enzyklika Spe Salvi eine heidnische Grabinschrift, die lautete: „Wie schnell fahren wir vom Nichts ins Nichts zurück.“ Dies bezeuge eine innenweltliche Einstellung, die der Christ nicht teilt. Denn Christus ist selbst von außen in unsere Welt hineingekommen. Dieses Verständnis, wie es von Gott, der die Liebe ist, her gesehen werden kann, mache den Glauben zukunftsfähig. Unser Objektiv als Christen ist auf Unendlichkeit und Transzendenz gerichtet, und diese Transzendenz können wir hoffnungsfroh ins Spiel der Gegenwart einbringen.

Lage im Heiligen Land angespannt

Der Nachmittag des Einkehrtages beschäftigte sich mit der ungeheuer fragilen Lage im Heiligen Land. Erzbischof Dr. Bentz kennt den Nahen Osten aus eigener Anschauung und durch seine Aufgabe als Mitglied der Kommission Weltkirche in der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz sehr gut. Er schilderte die Zerrissenheit innerhalb der gläubigen Christen seit dem brutalen Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023. Er gab zahlreiche Beispiele für die Traumatisierung einer ganzen Gesellschaft. Die Menschen in Israel und Palästina scheinen blockiert zu sein, das Leid und den Schmerz des jeweils anderen wahrzunehmen. Dr. Bentz beobachtete im Heiligen Land zahlreiche privatwirtschaftliche Einzelinteressen ohne allgemein verbindliche friedensethische Motivation. Zahlreiche Hilfsgüter können daher derzeit nicht unmittelbar ihrem Zweck zugeführt werden. Rechtsextreme Siedlerbewegungen werden in ihrem expansiven und gewalttätigen Vorgehen weder gehindert noch gemaßregelt. Die Gefahr, dass Christen das Land in Scharen verlassen, ist angesichts der Repressalien nicht gebannt. Aus diesem Grund erschien Erzbischof Dr. Bentz die Präsenz der Weltkirche im Heiligen Land als ein Zeichen der Stärkung und Hoffnung. Pilgerreisen in der derzeitigen Lage sollten nach Meinung des Paderborner Erzbischofs nicht einer Art Bibeltourismus dienen, sondern die Begegnung mit den „lebendigen Steinen“, den Menschen vor Ort, in den Mittelpunkt stellen.

Der Erzbischof lobte und dankte für die Unterstützung und Solidarität des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Grußwort des Papstes Leo XIV. anlässlich der Pilgerfahrt der Grabesritter

Der Präsident der Ordensprovinz Rheinland-Westfalen, Cfr. Norbert Erlinghagen, las im Anschluss an die Schilderungen der Lage das Grußwort des Heiligen Vaters anlässlich der Pilgerfahrt der Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem zum Heiligen Jahr 2025 nach Rom vor. In diesem Grußwort erneuerte der Papst den Auftrag des Ordens, aus der Betrachtung des Heiligen Grabes heraus sich großherzig um die Menschen im Heiligen Land zu kümmern.

Der Einkehrtag der westfälischen Komtureien in der Ordensprovinz Rheinland-Westfalen endete mit einem Gottesdienst zum Christkönigsfest. Erzbischof Dr. Bentz predigte über die Entstehung des Festes als Gegenentwurf zu einer säkularen, durch Faschismus und Extremismus geprägten Welt. Die bereichernde musikalische Gestaltung übernahm das Ehepaar Cfr. Und Csr. Hasselhorst mit Orgel und Saxophon.

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