Domkapitular Cfr. Dr. Martin Schomaker, Vorsitzender der Kommission Spiritualität, befasst sich in seinem geistlichen Impuls mit den Schatten des Krieges. Umso mehr Bedeutung bekommt unser Ordensgebet und umso intensiver hilft es in diesen Tagen.

Am letzten Sonntag im Oktober haben die lateinischen Katholikinnen und Katholiken im Heiligen Land ihr Patronatsfest gefeiert: Unsere Liebe Frau von Palästina. In den letzten Jahren war dieses Fest ein Höhepunkt im Laufe des Jahres der katholischen Kirchengemeinden. Sehr viele Gläubige waren nach Deir Rafat, dem Ort der Marienverehrung zwischen Tel Aviv und Jerusalem, gefahren und haben im Freien in großer Gemeinschaft „Unsere Liebe Frau von Palästina“ geehrt.

In diesem Jahr fiel das Fest auf den Tag 19 des Kriegs zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel. Es war alles anders: Die Lage war angespannt. Trauer und Angst machten sich breit. Ein Feiern auf dem großen Klosterplatz war nicht möglich, da sich mehr als 30 Personen im Freien nicht treffen dürfen. Insgesamt konnten nur ungefähr 300 Gläubige in der Wallfahrtskirche das Fest feiern. Der Lateinische Patriarch, Seine Seligkeit Pierbattista Kardinal Pizzaballa, hielt die Predigt und sagte sinngemäß: Wir müssen Gott und der Jungfrau alles anvertrauen, was wir in unserem Herzen haben.

Dieser Gedanke hat mich angesprochen. Ich fühle mich aufgefordert, ebenfalls mein Herz Gott auszuschütten – im Schatten des Krieges im Heiligen Land. In Begegnungen mit Damen und Rittern vom Heiligen Grab zu Jerusalem erlebe ich auch bei uns Trauer und Angst. Geplante Pilgerreisen müssen abgesagt werden. Wir sorgen uns um Bekannte, die im Heiligen Land leben. Die Bilder erschüttern.

Unser Ordensgebet erlebe ich neu. Die Formulierung „Wunden und Nöte der Christen im Heiligen Land“ verbinde ich mit Meldungen aus den Medien und habe die Bilder leidender Menschen vor Augen – aus dem Gaza-Streifen, aus der Stadt Jerusalem und aus Tel Aviv. In meiner Hilflosigkeit ist mir das vorformulierte Gebet eine Hilfe, meine Gedanken, Sorgen und Bitten vor Gott zu tragen. Dies ist wohl im Augenblick das Wichtigste: Gott das Herz ausschütten im Schatten des Krieges.

Madonna von Scossacavalli. Das Mater peregrinorum („Mutter der Pilger“) genannte Bildnis ist im Petersdom über dem Grab Gregors XIV. angebracht. Eingerahmt von einem grünen Vorhang, scheint die Jungfrau das Jesuskind in ihrem Arm aufzufordern, die Gläubigen zu segnen. Das Gemälde von Fra Bartolomeo della Porta (1473-1517), einem geschätzten Freund des Raffael, stammt ursprünglich aus der Kirche San Giacomo Scossacavalli, die man in unmittelbarer Nähe des Petersdoms errichtet hatte.
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