Das Komtureitreffen im Oktober der Komturei St. Bonifatius Walldürn stand ganz im Zeichen des Ersten Petrusbriefs. Zu Beginn fand am Blutaltar in der Walldürner Wallfahrtsbasilika St. Georg eine Heilige Messe statt, die vom Referenten des Tages und langjährigen Geistlichen Zeremoniar, Cfr. Msgr. Prof. Dr. habil. Christoph Gregor Müller, Lehrstuhlinhaber für Neutestamentliche Exegese, Neutestamentliche Einleitungswissenschaft und Bibelgriechisch an der Theologischen Fakultät in Fulda, zelebriert wurde.

Bereits die Predigt von Cfr. Müller über das Tagesevangelium und den blinden Bettler Bartimäus, dessen Glaube ihn zu Christus geführt hat, erfreute die Gottesdienstbesucher.

(c) oessh.net / Cfr. Robert Stützle

Im Anschluss fand der Vortrag „In den Fußspuren Jesu gehen lernen – Ermutigungen zu einem neuen Wandel anhand des Ersten Petrusbriefs“ statt, wozu der Ltd. Komtur, Dr. Martin Seitz, rund 25 Damen und Ritter mit Gästen aus den Komtureien St. Bernhard von Clairvaux Mannheim/Heidelberg und St. Kilian Würzburg begrüßen durfte.

Zunächst bedankte sich Cfr. Müller für den herzlichen Empfang bei seinem zweiten ausführlichen Besuch in Walldürn. Als Ziel benannte Cfr. Müller eine engagierte Lektüre des Ersten Petrusbriefs. Dieser entstand wohl gegen Ende des 1. Jahrhunderts; manche datieren den Brief in die Regierungszeit von Kaiser Domitian in die 90er Jahre. Er gehört zu den „katholischen Briefen“, was bedeutet, dass der Brief an viele Gemeinden in einem Gebiet bzw. räumlichen Umfeld gerichtet ist. Es geht bei den Erstadressaten um Menschen in einem Lebensraum auf dem Gebiet der heutigen Türkei bzw. Kleinasiens.

Zentrale Inhalte

Die Begriffe „Diaspora“ und „erwählte Fremdlinge“ (vgl. schon das Briefpräskript) sind zentrale Inhalte des Schreibens, was bedeutet, dass die angesprochenen Christusgläubigen wie viele Juden dieser Zeit zerstreut an verschiedenen Orten lebten. Die Adressaten des Ersten Petrusbriefs bestehen aus Judenchristen und Heidenchristen. Im gesellschaftlichen Kontext stehen die erwählten Fremdlinge für Menschen, die sich nicht im Mainstream befinden, sondern für Minderheiten. Dadurch bestimmt der Wechsel von Identitätsbildung und Verhaltensweisen die Inhalte des Ersten Petrusbriefs, wobei sich auch zeigt, dass der Autor sprachliche Bilder besonders liebt.

»Freikauf«

Sklaven werden in der Antike zuweilen „losgekauft“. Die Freiheit durch Christus kommt für den 1 Petr durch das Blut Christi, wie in 1 Petr 1,19 besonders betont wird. Hier zog Cfr. Müller einen Bezug zur Heilig-Blut-Wallfahrt in Walldürn.

Bei der Ansprache der Haussklaven wies Cfr. Müller darauf hin, dass Sklaven in der Antike wirtschaftlich und intellektuell sehr erfolgreich sein konnten, manche verwalteten z. B. den Grundbesitz, wenn der Herr über eine lange Zeit abwesend war. So hatten die Besitzer der Sklaven auch die Pflicht für diese und ihre Familien zu sorgen. Wichtig ist, dass der Autor des Ersten Petrusbriefs nicht mit den Herren, sondern mit den Haussklaven beginnt und diese mit dem Weg Jesu in enge Verbindung bringt. Die Nähe der Haussklaven zu Christus führt dazu, dass diese zuerst „in den Fußspuren Christus gehen“.

Christus prägt einen Geschmack in uns

Die Tugenden siegen – so die Zuversicht im Ersten Petrusbrief, wenn die Menschen von den Lastern Abstand nehmen, wie vor allem der Beginn des zweiten Kapitels zu verstehen gibt. Der Autor des Ersten Petrusbriefs lässt bei seinem Zitat von Psalm 34 („Kostet und seht wie gütig der Herr ist …“) das „Sehen“ aus; aber der Herr könne „geschmeckt“ werden. Christus prägt einen besonderen „Geschmack“ in uns aus – so Cfr. Müller.

Zusammenfassend kann für den Ersten Petrusbrief eine nüchterne Einschätzung und Annahme der Minderheiten-Situation konstatiert werden, verbunden mit mancher Differenzerfahrung; gleichzeitig geht es um das Aufnehmen von Gesprächsfäden im gesellschaftlichen Kontext. Der Brief zeigt ein Plädoyer für einen authentischen Lebenswandel im Zugehen auf Gottes Zukunft.

Heiliger Bonifatius

Am Ende seines Vortrags ging Cfr. Müller auf den Namensgeber der Walldürner Komturei ein, den heiligen Bonifatius, der im Jahr 735 an die Äbtissin Eadburg schrieb, dass die Briefe seines Herrn, des heiligen Apostels Petrus, zur Achtung und Ehrfurcht vor der Heiligen Schrift in Goldbuchstaben abgeschrieben werden mögen. Das für die erbetene Abschrift erforderliche Gold schicke er durch den Priester Eoba.

In der anschließenden Diskussion stellte sich heraus, dass der Autor des Ersten Petrusbriefs für seine spezifische Theologie verschiedene Quellen zusammenführt und immer wieder neu zu einem authentischen Lebenswandel ermutigen will.

Am Ende bedankte sich der Ltd. Komtur, Cfr. Dr. Martin Seitz beim Referenten, Cfr. Msgr. Prof. Dr. habil. Christoph Gregor Müller, und überreichte ein schönes Geschenk.

OESSH Deutsche Statthalterei

Kostenfrei
Ansehen