Am Samstag, dem 9. November 2024, trafen sich Damen und Ritter der westfälischen Komtureien (Dortmund, Meschede, Münster und Paderborn) zu einem Einkehrtag in der Katholischen Akademie Schwerte. Die Einladung des Leitenden Komturs und Organisators der Komturei Dortmund, Cfr. Dr. Hans-Jürgen Schlinkert, folgten sechzig Personen: Ordensmitglieder, deren Angehörige und Gäste. Der Provinzpräsident der Ordensprovinz Rheinland-Westfalen, Cfr. Michael Fischer, sprach in seinem kurzen Grußwort von der Liebe, welche die Motivation des Dienens sein sollte.

(c) oessh.net / Csr. Dr. Beate Johlen-Budnik

Grabesritter Teil einer weltumspannenden Gemeinschaft

Impulsgeber des Tages war der Paderborner Weihbischof, S.E. Cfr. Matthias König. Gleich zu Beginn thematisierte Weihbischof König die Frage nach der Handlungsgrundlage von weltweiten christlichen Missionsbestrebungen. Seine Antwort war der biblische Sendungsbefehl, wie er im Matthäusevangelium 28,6-20 überliefert ist.

Schonungslos und desillusionierend skizzierte Weihbischof König die Situation der gegenwärtigen Kirche in Deutschland, belegt durch Zahlen und Statistiken aktueller wissenschaftlicher Studien. Er nahm Bezug auf das historische Datum des 9. November, u.a. den Tag des Mauerfalls 1989 vor 35 Jahren, und erinnerte daran, dass damals wie selbstverständlich die Hoffnung in kirchlichen Kreisen vorherrschte, dass eine Welle der Mission Europa erfassen würde. Seitdem erfuhr die Gesellschaft eine immer stärker werdende Welle der Säkularisation. Anschaulich und durch viele persönliche Anmerkungen bereichert, steckte Weihbischof König das derzeitige Spielfeld des Glaubenslebens in Deutschland ab. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt ermutigte er die Ordensgeschwister als Teil einer weltweiten Gemeinschaft in ihren jeweiligen Lebensumständen Mutmacherinnen und Mutmacher des Glaubens zu sein. Mit einer breiten Ernüchterung über den bisweilen eng erscheinenden Horizont und die Zustände in Kirche und Gesellschaft ging das Plenum in die Mittagpause.

Perspektivwechsel weitet eigene Sicht

In seinem Nachmittagsvortrag gab Weihbischof König einen Überblick über vergleichbare Verlusterfahrungen im 19. Jahrhundert, insbesondere über das Trauma der Säkularisation.

Mit historischer Distanz betrachtet, führte die Säkularisation in den 1830/1840er Jahren sowie danach zu zahlreichen fruchtbringenden Missionsbestrebungen in Form von Gründungen und Ansiedlungen neuer Frauenkongregationen, Wiederbelebungen von Klöstern und Gründung von so genannten Missionsvereinen, die u.a. in den kirchlichen Hilfswerken Missio und Adveniat aufgingen. Gemeinsam war diesen Missionsbestrebungen die grundlegende Erkenntnis, dass Ausbildung und Ertüchtigung die Grundlage für eine gerechtere Verteilung von lebensnotwendigen Gütern in dieser Welt bilden. Bereits im 19. Jahrhundert bemühten sich die kirchlichen Einrichtungen, die oftmals von Laien gegründet wurden, besonders um die Bildung und Rechte von Mädchen und Frauen sowie die Pflege der Kranken. Betrachtet man den Aufbau von so genannten Missionsstationen weltweit, sind die christlichen Missionswerke dieser Sendung bis heute treu geblieben. Ausgehend von Westeuropa machten sich in den vergangenen Jahrhunderten unzählige Missionarinnen und Missionare auf, das Evangelium in unbekannte Länder zu bringen. Trotz der westeuropäischen Kolonisation war ihre Sendung vor allem mit der Inkulturation des Glaubens in die Gesellschaften vor Ort verbunden. Oftmals war der mutige Lebensweg der Missionarinnen und Missionare vom Martyrium gezeichnet. Weihbischof König gab einen Einblick in die Arbeit der deutschsprachigen Auslandsgemeinden, welche die Beheimatung von deutschen Landsleuten weltweit unterstützen.

Weltkirche in unseren Gemeinden

Abschließend wurde die Frage thematisiert, was von dem weltweiten, auch finanziell enormen Engagement wieder zurück in die Gemeinden vor Ort käme. Die Migrationsbewegungen der letzten Jahrzehnte haben die Gemeinden in Deutschland bunter werden lassen. Die Krankenpflege wurde seit den 1960er Jahren durch Pflegepersonal aus Asien und Lateinamerika bereichert. Oft werden bestimmte Nationalitäten oder Ethnien zu tragenden Gruppen im Gemeindeleben. Vereinzelt konnten auch Missionsprojekte oder Organisationsstrukturen der Weltkirche in Deutschland neue Initiativen und bessere Lösungen hervorbringen, so geschehen durch pastorale Bildungsreisen auf die Philippinen. Auslandspriester sind (nicht nur) als Urlaubsvertretungen in Deutschland gern gesehene Geistliche. Es kann jedoch aufgrund kultureller Unterschiede im Umgang mit Gemeindemitgliedern bisweilen zu Herausforderungen kommen. Diese  versucht man, mit einer Sensibilisierung für kulturelle Unterscheide auf beiden Seiten zu entschärfen.

Die Welt aus den Fugen

Der Einkehrtag der westfälischen Komtureifamilie endete mit der gemeinsamen Messfeier in der Kapelle der Katholischen Akademie Schwerte. Es konzelebrierte der Dortmunder Prior, Cfr. Propst Roland Falkenhahn. In seiner Predigt zum Weihetag der Lateranbasilika fasste Weihbischof König mit dem Zitat eines Buchtitels des Journalisten Peter Scholl-Latour die „Welt aus den Fugen“ nochmals unseren bisweilen engen Horizont und die Wahrnehmung der derzeitigen weltpolitischen Lage zusammen. Er betonte, dass Gott auch in dieser Zeit mit uns geht und einen zukunftsbringenden Plan für die Welt bereithält. Den Auftrag der Ordensmitglieder sah Weihbischof König folgerichtig darin, Zuversicht und Mut in diese Welt und die Konfliktherde im Nahen Osten zu tragen.

Den kommenden Einkehrtag der westfälischen Komtureien im November 2025 wird die Paderborner Komturei St. Meinwerk in der Organisation des Leitenden Komturs, Cfr. Dr. Thomas Hamm, in Paderborn ausrichten.     

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