Ordenstage der Provinz Rhein-Main
9.-10. November 2024 im Kloster Neustadt an der Weinstraße

Der Lesungstext zum Fest der Weihe der Lateranbasilika als Impulsquelle eines Ordenstages an geschichtsträchtigem Ort in bewegten Zeiten: Ämterwechsel der Provinzleitung Rhein-Main in Anwesenheit von Statthalter, Kanzler und Geistlichem Zeremoniar der Deutschen Statthalterei.

 „Bewegte Zeiten“ – Die Quelle entspringt im Tempel

Rückblickend auf eine Woche, die in ohnehin „bewegten Zeiten“ durch die Wahlen in den USA und das Zerbrechen der Regierungskoalition in Deutschland für weitere Turbulenzen gesorgt hatte, nahm der Prior der Ordensprovinz Rhein-Main, Cfr. Dr. Georg Müller, im geistlichen Einstieg den ersten Psalm betend das Thema des angekündigten Vortrags von S.E. Cfr. Dr. Franz Jung, Bischof von Würzburg, zum 47. Kapitel des Buches Ezechiel in den Blick: „Wohl dem, der … seine Freude hat an der Weisung des Herrn…er ist wie ein Baum am Wasser, der … Frucht bringt.“

„Zum ersten Mal zum letzten Mal“ – Aus dem Rinnsal wird ein breiter Strom

Rückblick hielt die aus dem Amt scheidende Provinzpräsidentin Csr. Ricarda Schulze-Dieckhoff auf die Jahre ihrer Amtszeit, die „geprägt von den Einschränkungen und Auswirkungen der Corona-Pandemie durchaus herausfordernd gewesen sind“. Viele Dinge, die „vorher“ und zum Glück nun auch wieder „nachher“ selbstverständlich waren – gemeinsame Gottesdienste und Konveniat, Einkehr- und Ordenstage – konnte sie nach Amtsbeginn nur nach und nach „zum ersten Mal“ durchführen. An diesem Wochenende war die Leitung der Kapitelsitzung nun ein „erstes Mal ein letztes Mal“. Doch die Berichte von Präsidentin, Schatzmeister und Komtureileitungen der Provinz offenbarten, dass nach den Rinnsalen der Corona-Zeit wieder ein breiter Strom an Ordensaktivitäten fließt, und der kleine, aber stetige Zufluss an Gästen, Kandidaten und neuen Komtureimitgliedern weiter anwächst.

(c)oessh.net/Csr. Dr. Miriam Salentin

„Zusammen nach vorne gehen …“ – Das Flussufer wird zu blühenden Landschaft…

 „Am zentralsten Peripherieort, den diese Provinz zu bieten hat“, in unmittelbarer Nähe des Hambacher Schlosses und zeitlich verortet am in vielerlei Hinsicht geschichtsträchtigen Datum des 9. November hielt Statthalter Cfr. Dr. Michael Schnieders seine Ansprache zur Übergabe des Präsidentenamtes der Provinz Rhein-Main. Er würdigte unter Überreichen persönlicher Dankgeschenke den unermüdlichen Einsatz von Csr. Ricarda Schulze-Dieckhoff für den Orden in den verschiedensten Ämtern im permanenten Spagat zwischen Statthalterei, Provinz und Komturei, stets angetrieben von Interesse und Anteilnahme am Geschehen und für die Menschen im Heiligen Land. Ihrem Nachfolger Cfr. Dipl.-Kaufm. Dipl. Oec. Erwin Waider aus der Komturei St. Hildegard Mainz / Wiesbaden überreichte unser Statthalter anschließend die Ernennungsurkunde und lud Provinzrat und Mitglieder der Provinz ein, ihrem neuen Provinzpräsidenten immer an der Seite stehend den Rücken zu stärken.

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„Der Prophet Ezechiel und das Bild von der Tempelquelle“ – Der Fluss als Lebensstrom

Aus katholischem Blickwinkel ist der 9. November der Festtag der Weihe der Lateranbasilika, dessen Tageslesung Ez 47, 1-12 die Basis des Vortrags von S.E. Cfr. Bischof Dr. Franz Jung bildete. Meisterhaft verstand es der Würzburger Oberhirte, im stetigen Wechsel von Textpassagen, Exegese, Singen von Psalmen und Erörtern der Reflexionsfragen in Kleingruppen Ezechiels Vision der Tempelquelle zur unerschöpflich sprudelnde Quelle geistlicher Impulse werden zu lassen. Cfr. Bischof Dr. Jung schloss seinen Vortrag mit den Versen auf dem Architrav rund um das Taufbecken im Baptisterium des Lateran, die Papst Sixtus III. zugeschrieben werden:

„Hier wird ein Volk von edler Abstammung geboren,
für den Himmel bestimmt, das der Geist in den befruchteten Wassern zeugt.  (…)
Hier ist die lebendige Quelle, die die ganze Erde reinigt,
und die ihren Ursprung in den Wunden Christi hat.      (…)“

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„Christus in der Kelter“ – …und das salzige Meer wird süß

Die Abschlussworte des Vortrags hallten den Teilnehmern nach, als sie zur Vesper die Kirche des Klosters betraten. Unschwer war das soeben Gehörte bautechnisch in der Symbolsprache des Sakralraumes wiederzufinden: Der Wasserlauf, der sich vom Altar, dessen Platte von einem Ölbaum und einen Lorbeerbaum aus Bronze getragen wird, seinen Weg die Treppe hinab zur Osterkerze vor den Gemeindebänken bahnt. Beim Hinausgehen unter dem Orgelspiel Cfr. Engels dann der Blick auf die mystische Plastik des Keltertreters: Christus – Fons pietatis. Christus – Quelle der Frömmigkeit.  

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„Salzmeer der Tränen“ – Alles ist von Nutzen, selbst die Tümpel

Was der CEO des Lateinischen Patriarchats, Sami El-Yousef, in den Folien seiner Präsentation während der sonntäglichen Live-Schaltung ins Heilige Land schlicht mit „Gaza Update“ und „West Bank Update“ überschrieb, war nichts anderes als ein Blick in ein „Salzmeer der Tränen“: 43.000 Tote und 100.000 Verletzte in Gaza, 700 Tote in der West Bank, zerstörte Infrastruktur, fehlendes Wasser, Lebensmittel, Medikamente, knapp 2 Millionen Heimatvertriebene und 782.000 junge Menschen, die Schule und Universität nicht mehr besuchen können, waren nur ein paar Punkte der „Tränenliste“. Doch den vier Folien, die das Elend des nun schon über ein Jahr dauernden Kriegsgeschehens bezifferten, ließ der CEO des Lateinischen Patriarchates nicht weniger als 16 (also 4×4!) Folien mit Listen und Bildern folgen, in denen er all die Anstrengungen aufzeigte, mit denen sich die katholische Kirche im Heiligen Land gegen die Verzweiflung stemmt. Auch Suhail Daibes, Leiter von Kindergarten und Schule des Lateinischen Patriarchates in Beit Jala, schilderte eindrücklich die schwierige Situation in der West Bank, die sich vor allem in der angespannten psychischen Situation der Kinder und Jugendlichen widerspiegelt. Jedoch dokumentierten auch seine Fotos von KiTa- und Schulaktivitäten in Beit Jala das leuchtende Gegenteil eines Tränenmeeres…

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„Süße Wasser der Lebensfreude“ – Immergrüne und immer Frucht tragende Obstbäume

„Das Strahlen aus den Augen der Kinder“, so Suhail Daibes, „entschädigt alle Mühe“. Aus dem Blickwinkel der Texte des Vortrages betrachtet liegt es nahe, die Aktivitäten des Lateinischen Patriarchates als „Quelle“ von Hoffnung und Hilfe im Leid zu sehen, die „süße Wasser der Lebensfreude“ generieren. Die Hilfszuwendungen, die – nicht allein, aber zum allergrößten Teil – durch die großherzigen Spenden der Ordensgemeinschaft der Ritter und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem realisiert werden können, gleichen Frucht tragenden Obstbäumen. Genauso wichtig wie die finanziellen Zuwendungen sind nach Aussage der beiden Glaubensbrüder im Heiligen Land aber auch das Wissen, nicht vergessen zu sein und durch die Gebete der Ordensgemeinschaft getragen und gestärkt zu werden – immergrüne Bäume der Hoffnung.

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„Wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben“ – Beten – Pilgern – Opfern

Das Thema des Ordenstages der Ordensprovinz Rhein-Main umschreibt im poetischen Bild nicht allein die profane Notwendigkeit von materiellen Spenden zur Unterstützung der Christen im Heiligen Land. Die entsprechende Textstelle im 47. Kapitel des Buches Ezechiel macht auch unmissverständlich klar, dass der „Tempel“, also Gott und Gebet, die eigentliche Quelle ist, ohne die kein Leben existiert. Zu guter Letzt wird auch der Aspekt von Veränderung (Rinnsal wird zum Fluss) und Bewegung (Flussverlauf) angesprochen.

Aus der abschließenden Eucharistiefeier, zelebriert von Provinzprior Cfr. Dr. Georg Müller, und beim Auszug musikalisch inspiriert durch eine Orgelimprovisation unseres Statthalters, durften die Teilnehmer Stärkung und Zuversicht mit in ihre Heimatkomtureien nehmen. Dies, um ihren Ordenspflichten „Beten-Pilgern-Opfern“ auch in Zukunft nach besten Kräften nachzukommen.

(c)oessh.net/Csr. Dr. Miriam Salentin
OESSH Deutsche Statthalterei

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