Unterstände für Pilger der Hoffnung

Heiliges Jahr 2025

Das Heilige Jahr steht unter dem Leitwort: Pilger der Hoffnung. In seiner Botschaft zur Fastenzeit 2025 benennt der Papst drei Aspekte für die „Pilgerschaft der Fastenzeit“. 

  • „Pilger der Hoffnung“ erinnert an die lange Reise des Volkes Israel in das Gelobte Land – geführt von Gott, der sein Volk liebt und treu ist.
  • „Wir sollen diesen Weg gemeinsam gehen“. Synodal zu sein ist die Berufung der Kirche. Für den Heiligen Vater bedeutet dies: „Seite an Seite zu gehen, ohne den anderen mit Füßen zu treten oder zu überwältigen, ohne Neid oder Heuchelei zu hegen, ohne dass jemand zurückbleibt oder sich ausgeschlossen fühlt.“
  • Es gilt, diesen Weg in der Hoffnung auf eine Verheißung zu gehen: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn (vgl. Röm 8,39). Die große Hoffnung hat ihren Grund in der Auferstehung Christi.

Sehnsucht nach Heimat

Als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung haben wir aber doch auch Sehnsucht nach Heimat. Wenn wir einen Blick in das Neue Testament wagen, sind die Auskünfte nicht gerade freundlich. Das Matthäusevangelium berichtet von einem gutwilligen Schriftgelehrten, der sich durchaus vorstellen kann, sich der Jesus-Bewegung anzuschließen. Jesus lässt ihn mit einer ernüchternden Antwort stehen: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels haben Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“ (Mt 8,20). Jesus ist offensichtlich ein Mensch ohne bleibende Stätte. Paulus reflektiert das Leben der Getauften und spricht von der „Heimat im Himmel“ (Phil 3,2).

Diese Auskunft mag unseren tief empfundenen Wunsch, irgendwo in dieser Welt zu Hause zu sein und eine Heimat zu haben, brüskieren. Und doch enthält diese Auskunft eine tiefe Wahrheit. In der Welt sind wir Gäste. „Wir sind nur Gast auf Erden“ (Gotteslob 505). Die Schöpfung ist uns anvertraut, damit wir sie hüten und bewahren für alle Menschen heute und für die kommenden Generationen. Wir ahnen: Die Heimat, nach der wir uns sehnen, sieht anders aus, als uns hier an Geborgenheit gegeben werden kann.

Unterstände für Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung

Jesus kannte nicht nur „Fuchshöhlen und Vogelnester“. In Kafarnaum hält er sich gerne im Haus der Schwiegermutter des Petrus auf.  Jesus nennt Lazarus aus Bethanien seinen Freund. Bei ihm und dessen Schwestern Maria und Marta war er häufig zu Gast, bei ihnen hielt er Mahl. Es lassen sich Orte und vor allem Menschen benennen, mit denen Jesus „Beheimatung“ erfahren hat. Es sind „Unterstände“ für den wandernden Jesus, der das Reich Gottes verkündet.

„Unterstände für Pilgerinnen und Pilger“ können Orte sein, die eine besondere Kraft ausüben. Für manche sind es Klöster, für andere Kirchengebäude oder Kreuze am Weg. Wir ahnen, dass an diesen Orten kräftig gebetet, viel gesungen und Gott gesucht wurde. Orte leben von Menschen, die sich dort einfinden. Wie gut, wenn sie die Güte und Barmherzigkeit Gottes widerspiegeln und andere Menschen groß machen und aufrichten.

Für viele sind Freundschaften wichtige „Unterstände für Pilgerinnen und Pilger“, also gute Beziehungen, die in sich die Kraft haben, Geborgenheit zu schenken. Freundschaft ist Geschenk – und „Arbeit“: Sie muss gepflegt werden und braucht daher Zeit und Begegnung.

Wir sind Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung, die auf Jesus Christus schauen. Er sagt nicht nur, dass er nichts hat, wo er sin Haupt hinlegen kann. Er lebt im Vertrauen auf Gott, seinen Vater im Himmel: „Er, der mich gesandt hat, ist bei mir; er hat mich nicht alleingelassen“ (Joh 8,29).

Unsere Pilgerschaft der Fastenzeit

Am Aschermittwoch haben wir unsere Pilgerschaft zum Osterfest begonnen. Ich wünsche uns Sehnsucht nach Jerusalem „drüben im Heiligen Land“ und nach Jerusalem, wo Jesus uns am Ende der Zeit erwartet. Ich wünsche uns „Unterstände für Pilgernde“ – vor allem Menschen, die mit uns gemeinsam unterwegs sind. Ich wünsche uns, dass wir sensibel sind für Menschen am Weg, mit denen wir Beziehungen aufbauen. Und ich wünsche uns, dass wir aus der Hoffnung leben können: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes.

OESSH Deutsche Statthalterei

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