Die Wallfahrt zum Heiligen Blut im nordbadischen Walldürn wird jährlich von rund 80.000 Pilgern besucht. Sie geht zurück auf das Blutwunder aus dem Jahr 1330, als der Priester Heinrich Otto während der Messe aus Unachtsamkeit den Kelch umstieß und der konsekrierte Wein sich auf das Korporale – die Unterlage für Kelch und Hostie im Gottesdienst – ergoss. Es zeichnete sich das Bild des Gekreuzigten ab, umgeben von elf »Veronicae« (das dornenumwundene Haupt Christi). Die jährliche Hauptwallfahrtszeit erstreckt sich über vier Wochen und beginnt immer am Sonntag nach Pfingsten mit dem Fest der Heiligen Dreifaltigkeit. In dieser Zeit kommen rund hundert Fußwallfahrtsgruppen nach Walldürn, die oftmals mehrere Tage unterwegs sind.
Der »Große Blutfeiertag« ist der größte und bedeutendste Festtag in Walldürn. Er bildet den Höhepunkt der Hauptwallfahrtszeit. Der Ltd. Komtur der Komturei St. Bonifatius Walldürn, Dr. Martin Seitz, konnte zu dem lokalen Großereignis 20 Ordensmitglieder und Angehörige aus den Komtureien St. Bernhard von Clairvaux Heidelberg / Mannheim, St. Kilian Würzburg, St. Bernhard von Baden Baden-Baden, St. Hildegard Mainz /Wiesbaden, Regina Coeli Speyer / Kaiserslautern und St. Martin Stuttgart begrüßen.
Freut euch in der Hoffnung
In der Statio setzte sich der Prior der Komturei St. Bonifatius Walldürn, Cfr. Pfarrer Franz Lang, mit dem Leitwort der diesjährigen Wallfahrt »Freut euch in der Hoffnung« (Röm 12,12) auseinander. Die kleinen Dinge des Alltags sind die wichtigen: Hoffnung zu haben ist dabei lebensnotwendig. Ohne Hoffnung wird es schlimm in unserem Leben und in unserer Welt. Und doch sagen Menschen manchmal angesichts ihres eigenen Schicksals und auch angesichts der Welt: »Es ist hoffnungslos.«
Eine solche Hoffnungslosigkeit kennt die christliche Tradition nicht; nur mit Skepsis und Pessimismus in die Zukunft zu blicken, ist ihr fremd. Als eine der drei göttlichen Tugenden ist die Hoffnung neben dem Glauben und der Liebe ein Wesensmerkmal des christlichen Lebens – und kein Hindernis, das uns den Blick auf die Wirklichkeit verstellt. »Wir müssen daher«, sagte Papst Franziskus in seinem Schreiben zum Heiligen Jahr, »auf das viele Gute in der Welt achten, um nicht in Versuchung zu geraten, das Böse und die Gewalt für übermächtig zu halten.«
Ganz und gar in der Liebe Gottes geborgen
Das Pontifikalamt wurde von S. E. Cfr. Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg zelebriert.
Die Walldürner Wallfahrt mit der Feier der Heiligen Eucharistie und die Begegnung mit dem Herrn und seinem Sohn Jesus Christus in der Mitte sei zweifelsohne die gelebte Wirklichkeit in der Nachfolge Christi, so der Erzbischof.
Herzliche Grüße übermittelte er von Papst Leo XIV., der 2004 zur Wallfahrt in Walldürn gekommen war und sich beim Treffen mit ihm vor 14 Tagen in Rom noch sehr gut an diesen Besuch erinnern konnte. »Ganz und gar in der Liebe Gottes geborgen«, der Vers aus dem Römerbrief, bringe die Grundhaltung eines Menschen zum Ausdruck, der sich ganz und gar in der Liebe Gottes geborgen wisse. Eine Hoffnung, die ein ganzes Erdenleben durchtragen soll. Aus diesem Grund sollten alle als Glieder der katholischen Kirche unaufhörlich Pilger der Hoffnung sein, wie es auch das Motto des Heiligen Jahres 2025 zum Ausdruck bringt.
Der Zelebrant ging in seiner Predigt weiter auf Gedanken ein, die ihm während seines Besuchs als Caritas-Bischof der Deutschen Bischofskonferenz in der Ukraine bezüglich des Leitwortes in den Sinn gekommen sind.
Vor dem Hintergrund des dort Erlebten und Gesehenen klingt es fast schon zynisch, wenn man sagt: »Freut euch in der Hoffnung.«

Friedenstüchtig sein
Habe man nicht im Nachgang zum Zweiten Weltkrieg die Lehre „Nie wieder Krieg!“ gezogen?
Auf einmal werde dies von einer neuen Gefahr verdrängt. Auf einmal sei wieder die Rede von der Kriegstüchtigkeit, wobei man besser von Verteidigungsfähigkeit sprechen sollte – als Grundvoraussetzung dafür, friedenstüchtig zu sein und friedenstüchtig bleiben zu können.
Welche Hoffnung gebe es für die Ukraine, für Europa auf Frieden? Welche für Gaza, für Israel, für den Nahen Osten überhaupt und für all die anderen Länder dieser Erde, die in Kriegs- und Terrorszenarien versinken? Welche Hoffnung gebe es für eine durch Hunger und Zerstörung malträtierte Bevölkerung? Auch unsere Gesellschaft stehe mittlerweile schon in einem längeren Prozess der Polarisierung, der gegenseitigen Entfremdung, anstatt sich angesichts der vielen Probleme zusammenzuraufen.
Klimawandel, Bewahrung der Schöpfung, Umgang mit den Ressourcen, Fragen der Migration und des Umgangs mit Geflüchteten stünden allenthalben auf der Tagesordnung von Politik, Gesellschaft und Kirchen. Und da und dort feiere eine alte, schon längst überwunden geglaubte, menschenverachtende, völkisch-nationale Ideologie fröhliche Urständ.
Erzbischof Burger endete mit der Aufforderung: »Lassen wir uns heute von Christus im Glauben und in der Liebe stärken, um seine Zeugen in dieser seiner Welt sein zu können! – Ja, in dieser Zuversicht gehen wir unseren Weg und halten daran fest. Freut euch in der Hoffnung!«
Nach dem Pontifikalamt führte die feierliche Prozession durch die festlich geschmückte Walldürner Innenstadt und endete mit dem Schlusssegen in der Basilika. Bei dem anschließenden Empfang hatten die Consorores und Confratres Gelegenheit, sich mit S. E. Cfr. Erzbischof Stephan Burger im Gespräch auszutauschen.
