„Roma aeterna“: In die ewige Stadt führte die diesjährige Pilgerreise der Komturei St. Georg Ravensburg vom 27. April bis 1. Mai 2024. Mitglieder aus der eigenen wie den benachbarten Komtureien Albertus Magnus Freiburg und St. Ulrich und Afra Augsburg nebst Gästen, insgesamt 43 Personen, hatten der Einladung zur diesjährigen Pilgerreise Folge geleistet, die in bewährter Weise von Cfr. Dirk Gaerte vorbereitet worden war.
Cfr. Franco Reale, Camerlengo des Campo Santo dei Teutonici e dei Fiamminghi und Philistersenior der Katholischen Akademischen Verbindung Capitolina zu Rom, hieß uns am Abend des Anreisetages im Auditorium Conciliazione willkommen als Gäste beim Kommers der Verbindung, einem festlichen Ereignis in feierlichem Rahmen.
Spiritueller Höhepunkt war das Pontifikalamt am Sonntagmorgen mit Cfr. Erzbischof Stephan Burger und Cfr. Erzabt Tutilo Burger, dem Prior unserer Komturei, einem der Konzelebranten in der Sakramentskapelle von St. Peter. Jesus, so Cfr. Erzbischof Stephan Burger in seiner Predigt, spreche im Bild vom wahren Weinstock von sich und seiner Kirche. Er erkläre, wie er nach Ostern durch seinen Geist unter uns und in jedem von uns wirkt. „Hier sind wir den Heiligen Petrus und Paulus ganz nahe. Hier berühren wir die Ursprünge unserer Kirche. Wir sind genauso nah und mit Christus verbunden wie die beiden Apostel. Wir sind vom selben Weinstock gehalten wie jene vor 2000 Jahren.“
Cfr. Prälat Dr. Hans-Peter Fischer, Auditor der Rota Romana, führte durch die prächtigen Säle des Palazzo della Cancelleria und erläuterte im Gespräch die Zuständigkeiten des Apostolischen Gerichtshofes. In der Praxis ist die Rota wohl überwiegend mit Ehenichtigkeitsverfahren beschäftigt. Zu Richtern werden vom Papst Priester ernannt, die über Rechtserfahrung verfügen.
Im Dienst des Papstes
Wissenswertes über die Päpstliche Schweizergarde, deren Geschichte ins Jahr 1506 zurückreicht, brachte uns im Vatikan ein junger Gardist nahe. Zu ihren Aufgaben gehören der Schutz des Hl. Vaters und seiner Residenz, die Begleitung auf apostolischen Reisen und die Bewachung der offiziellen Eingänge zum Vatikanstaat. Bewerben können sich nur ledige Schweizer katholischer Konfession mit abgeschlossener militärischer Grundausbildung und Matura oder qualifizierter Berufsausbildung. Ein besonderes geistliches Erlebnis und zugleich ein Privileg war die von unserem Prior gestaltete Andacht in der eigentlich nur den Angehörigen der Garde zugänglichen Kirche Santi Martino e Sebastiano degli Svizzeri.
„Teutones in pace“ liest der Besucher auf der schmiedeeisernen Eingangstür zum Campo Santo Teutonico (offiziell Campo Santo dei Teutonici e dei Fiamminghi). Dieser dient seit Jahrhunderten Pilgern aus dem deutschen und flämischen Sprachraum als Begräbnisstätte, in neuerer Zeit auch bedeutenden Persönlichkeiten wie dem Kunsthistoriker Ludwig Curtius. Friedhof, Gebäude und Kirche gehören der Erzbruderschaft von Santa Maria della Pietà. Um die Mitgliedschaft können sich Männer und Frauen, Geistliche wie Laien, deutscher wie flämischer Sprache mit Wohnsitz in Rom und Umgebung bewerben. Im 19. Jahrhundert wurde zum Zweck der Studienförderung von Geistlichen ein Studienkolleg eingerichtet. 1888 erfolgte die Gründung des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, die sich insbesondere der christlich-archäologischen und kirchengeschichtlichen Forschung widmet. Cfr. Reale, als Camerlengo verantwortlich für die wirtschaftlichen Belange der Erzbruderschaft, führte durch das Haus und informierte umfassend über Geschichte und Gegenwart des Campo Santo. Tiefen Eindruck hinterließ die Schilderung der Aktivitäten des mutigen irischen Monsignore Hugh O´Flaherty, der von 1938 bis 1960 im Priesterkolleg wohnte und 1943/44 über 6000 Verfolgte vor den Nationalsozialisten rettete. Seine Lebensgeschichte ist Teil des offiziellen Lehrplans an irischen Schulen.
Die Kirche der Deutschen
Unweit der Piazza Navona befindet sich in der Kirche Santa Maria dell´Anima das Grab von Hadrian VI., bis zur Wahl von Johannes Paul II. der letzte nicht italienische Papst. Sein ernsthafter Versuch zu Neuerungen am Beginn der Reformation blieb erfolglos. 1459 geboren in Utrecht und gewählt 1522, starb er bereits ein Jahr später. Die vier auf seinem Epitaph dargestellten Kardinaltugenden – Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maß – halten die Erinnerung an ihn wach. Die Anima dient seit Jahrhunderten als Anlaufstelle für Pilger aus dem deutschsprachigen Raum. Ebenso ist sie Sitz der deutschsprachigen katholischen Pfarrgemeinde von Rom. Ungefähr zwanzig Geistlichen vorwiegend aus den Ländern des ehemaligen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bietet das Priesterkolleg des Instituts Santa Maria dell´Anima die Möglichkeit zur weiterführenden Ausbildung. Einige Priester kommen aus anderen europäischen Ländern und bringen ihre eigene kulturelle Prägung in die Gemeinschaft ein. „Uns verbindet die deutsche Sprache, weil sie unsere Muttersprache ist oder weil wir sie für das Studium brauchen: Und doch spiegelt sich in unserer kleinen Gemeinschaft all das, was das Heute bewegt“, so Michael Max, österreichischer Geistlicher und seit 2020 Rektor der Anima.
Erwähnt seien noch der Ausflug nach Frascati, eine sehr ansprechende Führung durch die Vatikanischen Gärten, die Besichtigung der Nekropole in der Via Triumphalis und ein ausgesprochen kenntnisreicher Vortrag von Cfr. Wolfgang Ihle über die Reliquien in Santa Croce in Gerusalemme. Papst Franziskus aus nächster Nähe erleben durfte ein Teil der Pilgergruppe bei der Papstaudienz in der Vatikanischen Audienzhalle. Rom in Gänze zu erkunden, all das zu erfassen, was die Stadt allein kulturell bietet, scheint unmöglich: Verständlich der vielfach geäußerte Wunsch wiederzukommen.