Vortrag von Abt Dr. Marianus Bieber bei der Komturei St. Bonifatius Walldürn

Beim Komtureitreffen im Monat September der Komturei St. Bonifatius Walldürn, referierte der seit 2001 amtierende Abt der Benediktinerabtei Niederaltaich, Dr. Marianus Bieber, über die »Benediktinische Spiritualität und ihre Bedeutung in unserer Zeit«. Voraus ging ein Gottesdienst am Blutaltar in der Walldürner Wallfahrtsbasilika St. Georg. Anlässlich dieses hohen Besuches wurde der Blutaltar geöffnet, so dass das Korporale, auf welchem sich das Blutwunder aus dem Jahr 1330 abzeichnete, zu sehen war. Die Messe wurde von Cfr. Abt Dr. Marianus Bieber, dem Prior der Komturei, Cfr. Franz Lang, und Cfr. Sebastian Feuerstein zelebriert.

Ein Vortrag über Benediktinische Spiritualität

Anschließend fand der Vortrag über die »Benediktinische Spiritualität« statt, wozu der Lt. Komtur, Dr. Martin Seitz, 30 Damen und Ritter mit Gästen aus den Komtureien St. Bernhard von Clairvaux, Mannheim/Heidelberg und St. Kilian Würzburg begrüßen durfte.

Der Benediktinerorden

Zunächst stellte der Referent, Abt Dr. Marianus Bieber, den Benediktinerorden vor, der der älteste monastische Orden ist. Klöster gibt es nach Hinweis des Referenten nur in der Volkskirche. Der Ordensgründer, der Hl. Benedikt von Nursia (um 480-547), ist gleichzeitig das große Mönchsvorbild schlechthin. Für ihn stand der Weg der Gottessuche im Mittelpunkt monastischen Lebens, weshalb ein Kloster von der Außenwelt abgeschlossen- claustrum- sein musste, um sich auf die Suche nach Gott zu konzentrieren. Die Reformen Karls des Großen führten zu einer einschneidenden Veränderung des monastischen Lebens. Mönche wurden zunehmend mit staatlichen Aufgaben vorwiegend im Bereich der Bildung betraut. Darüber hinaus wurden Klöster mehr und mehr zu bedeutenden Wirtschaftszentren. Nicht zuletzt spiegelt sich diese Entwicklung in der baulichen Gestaltung der Klosteranlagen wieder, die sich deutlich von dem Grundgedanken Benedikts unterscheidet. Einzig die Klausur ist bis heute der Bereich eines Klosters, in dem die Mönche abgeschieden von der Welt dem Urauftrag des Mönchvaters Benedikt nachgehen: Gott zu suchen. Gott ist immer zu suchen; ihn zu finden ist nicht einfach. Gott aber kommt dem Menschen, so der der Abt, immer entgegen und er zitiert den Hl. Augustinus mit den Worten: »Spät habe ich Dich geliebt – denn Du warst in mir und ich war nicht da.«

Aber welches Bild haben wir von Gott?

Jesus redet in der Offenbarung auch in widersprüchlichen Bildern von Gott. Wer ist dieser Gott – dieser Vater? Wir nähern uns ihm über das Hören. Ein Hören, das letztendlich in unsere Seele dringt. Das sehnsuchtsvolle Streben des Menschen nach Gott zeigt sich in der benediktinischen Spiritualität über die Askese. Bei den Mönchen gehört die Askese zum Tagesablauf und nimmt täglich 2 bis 3 Stunden ein. Diese Askese ist aber als eine ständige, ritualisierte »Übung« zu verstehen und nicht als Enthaltsamkeit (Abstinenz). Neben „ora“ und „labora“ ist der benediktinische Alltag durch das „lege“ geprägt. Bei den Mönchen geht es immer um »Übung«. Die Seele ist durch Übung und nicht durch Gedanken beeinflussbar. Dazu gehört auch die Sehnsucht nach Gott. Deshalb sagt Augustinus »Weil Ihr nicht sehen könnt, ist Sehnsucht euer Gebet«. Letztendlich, so der Abt, ist es doch ein Akt der Gnade, der die Sehnsucht der Seele zur Erkenntnis Gottes, der die Liebe ist, führt. Das Gebet schult Geist und Seele.

Das Gebet, sei es als Tagesgebet, als Brevier oder als Rosenkranzgebet, ist ein Weg des Menschen, um mit Gott zu sprechen.  Abt Marianus zitiert wieder den Hl. Augustinus, der sagte:

„Wenn aus der Hl. Schrift gelesen wird, spricht Gott zu dir; wenn Du betest, sprichst Du zu Gott.“

Bei den protestantischen Mitchristen gibt es analog dazu die Tageslosungen mit einem Satz Gottes für jeden Tag.

Die Zusammenkunft endete mit einem regen Gedankenaustausch und einem gemeinsamen Essen.

Text und Bilder: Cfr. Torsten Englert

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