Achtsamkeitsübung

Die Katholischen Nachrichtenagentur hat in ihrer Ausgabe vom 7. Februar 2024 von einem Forschungsprojekt der Bergischen Universität Wuppertal berichtet: Morgenmeditation kann Wohlbefinden den ganzen Tag verbessern.

Laut dieser Studie kann eine kurze Meditation am Morgen sich positiv auf den ganzen Tag auswirken. Selbst am Abend sei dies noch zu spüren. In einem Kooperationsprojekt mit dem Trinity-College in Dublin konnten die Forscher feststellen, dass die Durchführung von Achtsamkeitsübungen am Morgen den Menschen bei der bewussten Steuerung von Verhalten, Emotionen und Gedanken im Laufe des Tages hilft. Eine Folge ist auch, dass die Menschen das Wahrnehmen ihrer Arbeitsaufgaben mit ihren eigenen Werten in Einklang bringen. So geraten die Menschen in einen angenehmen Zustand: ein tiefes „Flowerleben“. Die Studienteilnehmenden erzählten von Vitalität selbst am Abend.

Achtsamkeitsübung: Kreuzzeichen

Diese Forschung aus dem säkularen Kontext erinnert mich an kirchliche Traditionen. Schon ein schlichtes Kreuzzeichen beim Aufstehen ist eine Achtsamkeitsübung. Ich stelle mich vor Gott, den Vater, der immer größer ist als ich denken kann. Dann erinnere ich mich an Jesus Christus, Gottes Sohn, der sich aus Liebe zu Gott, seinen Vater, und aus Liebe zu uns Menschen erniedrigt hat und einen besonderen Blick für die Kleinen, Armen und Vergessenen hatte. Und ich benenne den Heiligen Geist, die Gabe Gottes, wie es bei der Spendung der Firmung heißt. Er schließt mich zusammen mit anderen Glaubenden und ermutigt zur Nachfolge in der Spur Jesu.

Morgengebet

Eine andere Tradition der Kirche ist das Morgengebet. In unserem Ordensgebetbuch findet sich eine entfaltete Gebetszeit am Morgen mit Hymnus, Psalm, Lesung, Benediktus, Gebet und Segen (Ordensgebetbuch Seiten 49-51). Dieser Ablauf orientiert sich an den Laudes, dem Morgengebet der Kirche.

Ein Herr aus meiner Kirchengemeinde erzählte mir, dass er an den Werktagen in der Frühe einen biblischen Text liest. Donnerstags, freitags und samstags betrachtet er die drei biblischen Lesungen der Sonntagsliturgie des kommenden Sonntags, um sich auf die Sonntagsmesse einzustellen. Montags, dienstags und mittwochs liest er nochmals diese Texte (also die Lesungen des vergangenen Sonntags), um die Feier der Sonntagsmesse im Alltag nachklingen zu lassen. Mich hat dieses Gespräch beeindruckt: Für diesen Herrn ist die Feier der Sonntagsmesse die Mitte seines geistlichen Lebens. In den nächsten Tagen liest er also: Gott schließt mit Noach einen Bund; der Regenbogen ist das Zeichen des Friedens. Und im ersten Petrusbrief hören wir vom Geschenk der Taufe. Der kurze Abschnitt aus dem Markusevangelium weist hin auf die zentrale Botschaft Jesu: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“

Für uns als Damen und Ritter vom Heiligen Grab ist das Ordensgebet eine kostbare Tradition. Wir sprechen in diesem Gebet Jesus Christus an, erinnern an das Geheimnis unseres Glaubens: Tod, Auferstehung und Wiederkunft Christi, und bitten um den Heiligen Geist, der uns zum glaubwürdigen Zeugnis und zum Engagement für die Christen im Heiligen Land ermutige. Dieses Gemeinschaftsgebet, das an vielen Orten zu verschiedenen Zeiten von Ordensgeschwistern gebetet wird, schließt uns zusammen. Wir befinden uns zwar nicht an einem Ort, sind aber miteinander im Gebet und im Zeugnis „in Tat und Wahrheit“ verbunden.

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, am Morgen den Tag geistlich zu beginnen. Die Studie der Universität Wuppertal jedenfalls ermutigt mich, die „Achtsamkeitsübung“ am Morgen zu gestalten und andere dazu zu ermutigen.

OESSH Deutsche Statthalterei

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