„Freue Dich, Jerusalem!“ (Jes 66, 10-12).

Mit diesen Worten Jesajas wird der Gottesdienst zum vierten Fastensonntag eröffnet. „Freue Dich, Jerusalem!“, das klingt spöttisch, während ein Krieg das Heilige Land heimsucht. Wer soll sich denn freuen in Jerusalem, wenn die Zahl der Traumatisierten, Verwundeten und Toten täglich steigt? Fast schon skurril mutet es an, wenn Gott dann auch noch prophezeit: „Siehe, wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr [der Stadt] und die Herrlichkeit der Nationen wie einen rauschenden Bach.“ Wo ist denn dieser Friede? Will Gott ihn vielleicht gar nicht? Oder kann er ihn gegen die Menschen nicht durchzusetzen?

Straft Gott das Heilige Land?

Später schreibt Jesaja: „Der Herr kommt im Feuer heran, wie der Sturm sind seine Wagen, um in Glut seinen Zorn auszulassen und sein Drohen in feurigen Flammen. Denn mit Feuer und seinem Schwert geht der Herr ins Gericht mit allem Fleisch und die vom Herrn Durchbohrten werden zahlreich sein.“ (Jes 66, 15-16). Straft Gott das Heilige Land? Haben die Menschen es nicht besser verdient? Sind wir im Umkehrschluss die Guten, weil wir im Frieden leben dürfen?

Gott plant für die Zukunft

So zu denken mag naheliegen – und ist doch viel zu kurz gedacht. Uns ist jetzt weder das Paradies auf Erden versprochen noch ewiger Friede. Gott plant für die Zukunft. „Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir stehen – Spruch des Herrn -, so bleibt eure Nachkommenschaft und euer Name bestehen.“ (Jes 66, 22). Ein neuer Himmel und eine neue Erde! Also einfach nur die Hände in den Schoß legen und abwarten? Wird Gott es schon richten?

Gott lädt uns ein

Nein, das wird er nicht. Denn der Friede, den wir ersehnen, beginnt im eigenen Herzen. Können wir im Kleinen keinen Frieden schließen, gelingt es auch nicht im Großen. Friede ist ein Zustand, aber viel mehr noch eine Aufgabe. Dieser Aufgabe dürfen wir uns täglich neu stellen, ja: dürfen! Gott zwingt uns nämlich nicht, sondern lädt uns ein. Wie leicht ist es, auf das Heilige Land zu blicken: traurig, mitleidig, zornig, wütend. Aber Gott wünscht sich etwas Anderes: Schaue nicht auf andere, stelle Dich Deiner eigenen Aufgabe! Fange im Kleinen an – bei Dir selbst!

Gottes Herrlichkeit verkünden – durch unser Tun und Sein

Wie uns das gelingen kann? Jesaja gibt den entscheidenden Hinweis: „Sie sollen meine Herrlichkeit unter den Nationen verkünden.“ (Jes 66, 19). Gottes Herrlichkeit verkünden – durch unser Tun und Sein, nicht durch fromme Worte. Immer, wenn durch uns die Herrlichkeit Gottes hindurchscheint, Gott durch uns zu erahnen ist, durch uns im Gegenüber Sehnsucht erwacht nach diesem Gott, dann verherrlichen wir ihn. Dann wird die neue Erde entstehen. Dann wird Friede – in uns und in der Welt.

OESSH Deutsche Statthalterei

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