Ins Heilige Land sollte man aktuell besser nicht reisen. Das sagen sowohl das deutsche als auch das österreichische und das schweizerische Außenministerium. Über neun Monate nach dem Terrorangriff der Hamas befinde sich Israel nach wie vor im Kriegszustand. Auch wenn inzwischen der eine oder andere Pilger wieder nach Jerusalem oder an den See Genezareth kommt, um die Heiligen Stätten ungewohnt leer zu genießen: die Situation für die kirchlichen Pilgerhäuser bleibt schwierig.

Beitrag: Michael Hermann – VaticanNews – Vatikanstadt

Das Auswärtige Amt in Berlin warnt vor Reisen nach Israel und in die palästinensischen Gebiete. Von einem hohen Sicherheitsrisiko spricht das Außenministerium in Wien. Und aus Bern hört man: Von touristischen und anderen nicht dringenden Reisen nach Israel wird abgeraten.

Pater Matthias aus der Dormitio Abtei auf dem Zionsberg in Jerusalem berichtet, dass dennoch einzelne Pilger zu den Heiligen Stätten kommen: „Die Heiligen Stätten sind fast menschenleer. Es gibt nicht die üblichen Schlangen, das lange Warten, bis man endlich in die Geburtsgrotte kann beziehunsweise ins Heilige Grab oder aber an den Felsen in der Kirche der Nationen im Garten Gethsemane. Überall sind die Kirchen still und fast ganz menschenleer. Die wenigen, die da sind, genießen, wenn man das so sagen darf, die stille Atmosphäre. Denn man kommt wirklich ungehindert, ungestört ins Gebet.“ Auf dem Zionsberg, so berichtet der Benediktiner weiter, werde demnächst wieder mehr Leben einkehren als zuletzt: 16 Studierende werden im August ihr Studienjahr in Jerusalem beginnen. Es ist das 51. Studienjahr auf dem Zionsberg.

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Ein Blick in den Norden, an den See Genezareth, nach Tabgha. Von hier sind es gerade mal 30 Kilometer bis zur libanesischen Grenze. „Hier im Norden ist die Situation etwas anders als in Jerusalem. Immer wieder gibt es Raketenbeschuss aus dem Libanon. Ab und zu sehen oder hören wir, wie die Raketen einschlagen oder über uns abgeschossen werden. Und überhaupt ist es ganz unklar, wie sich die Situation hier im Norden weiterentwickelt.“ Das sagt Georg Röwekamp. Er leitet das Pilgerhaus Tabgha des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande am See Genezareth. Die Pilger kommen hierher, um die Brotvermehrungskirche zu besuchen. Derzeit sind es nur wenige, diese sind aber sehr wichtig: „Es bedeutet gleichzeitig die Möglichkeit, unseren Mitarbeiterinnen Arbeit geben zu können. Für alle, auch für die ältesten, ist inzwischen die Zeit, in der sie Arbeitslosenunterstützung bekommen können, abgelaufen. Und so haben sie nur Verdienst, wenn sie zu uns kommen können“, so Röwekamp.

Mitarbeiter aus der Westbank können nicht anreisen

Geschlossen dagegen ist das Gästehaus des Propstes, also des Vertreters der evangelischen Kirche im Heiligen Land, in der Jerusalemer Altstadt, in der Nähe der Grabeskirche. Das Hauptproblem sei, dass die meisten der 16 Mitarbeiter aus der Westbank sind, aber nicht einreisen dürfen, berichtet die kaufmännische Geschäftsführerin Barbara-Anne Podborny. Es gebe die wildesten Gerüchte zur Frage, ob Israel wieder Permits, also Passierscheine für Palästinenser, ausstelle. So werde beispielsweise kolportiert, dass Menschen aus der Westbank wieder in Jerusalem arbeiten dürften, wenn der Arbeitgeber bewaffnetes Personal zur Aufsicht bereitstelle. Aber derzeit gilt: Ohne Personal, kein Hotel. Und auch die beiden Cafés, die die evangelische Kirche in Jerusalem betreibt, haben geschlossen. Es gibt keine Freiwilligen, keine Volontäre, die derzeit geschickt werden. Die Situation werde nun auch wirtschaftlich schwierig, berichtet Barbara-Anne Podborny. Der Trägerverein werde deshalb einen Sonderfonds einrichten.

Österreichisches Hospiz bleibt offen

Weiter geht es zum Österreichischen Hospiz, direkt an der Via Dolorosa, unweit des Damaskus-Tors, also einem Hotspot in Jerusalem. In dem Pilgerhaus mit dem wunderschönen Kaffeehaus Triest arbeiten Zivildienstleistende aus Österreich, servieren zum Beispiel den berühmten Apfelstrudel. Zehn starteten dort ihren Dienst, bevor der 7. Oktober alles veränderte, berichtet der Rektor des Österreichischen Pilgerhauses, Markus Stephan Bugnyar.

„Zwei haben ihren Einsatz hier abgebrochen. Aber acht von den ursprünglich zehn sind bei uns geblieben und konnten hier vor Ort, soweit das möglich war, Land und Leute kennenlernen und ihren Dienst regulär beenden“. Demnächst werden neue Zivildienstleistende die Aufgaben im Café Triest übernehmen. In diesem Jahr sind es nur sechs junge Österreicher. Bei 10 bis 15 Prozent lag die Auslastung des Gästehauses in den letzten Monaten. Aktuell zählt Bugynar aber wieder deutlich mehr Besucher im Österreichischen Pilgerhospiz.

„Nach dem Massaker der Hamas gegen die israelische Bevölkerung entlang des Gaza-Streifens am 7. Oktober haben Pilger und Touristen natürlich sehr schnell mit dem Kriegsausbruch das Land verlassen. Aber es gibt ja auch eine relativ große internationale Gemeinde und Gemeinschaft hier vor Ort. Und für die wollten wir da sein. Wir spüren ganz deutlich, wie dankbar diese Menschen sind, dass sie zu uns kommen können, ein klein wenig Abstand vom Alltag gewinnen können, dass unser Kaffeehaus offen ist und tatsächlich auch das Gästehaus nach wie vor geöffnet ist und auch durchaus funktioniert.“

Einzelgäste immer willkommen

Grundsätzlich geöffnet ist das Paulus-Haus des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande. Auf absehbare Zeit kommen aber nur Individualreisende, berichtet Ralf Rothenbusch, der das Paulus-Haus am Damaskus Gate leitet. „Seit dem Ausbruch des Krieges am 7. Oktober kommen leider keine Pilgergruppen nach Jerusalem. Seit dieser Zeit ist unser Haus im Wesentlichen leer. Und das wird auch die Situation in den nächsten Monaten sein. Die meisten Pilgerreisen bis zum Ende des Jahres sind mittlerweile storniert worden. Wir hoffen, dass nächstes Jahr wieder Gäste zu uns kommen. Aber wie gesagt: Einzelgäste sind bei uns im Haus und sind uns sehr willkommen.“

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