Die Frankfurter Komturei trägt den Namen des heiligen Märtyrers Pater Maximilian Kolbe. Die Namensgebung „Pater Maximilian Kolbe Frankfurt“ geht auf den damaligen Leitenden Komtur, Komtur mit Stern Cfr. Hans-Rudibert Frank, zurück, der sich für diese Namensgebung eingesetzt hatte. Das Leben, Wirken und die Ermordung von Pater Maximilian Kolbe sind den Mitgliedern der Frankfurter Komturei aus verschiedenen Veröffentlichungen bekannt. Um aber auch die Orte seines Lebens näher kennenzulernen, begaben sich im März 2023 Mitglieder und Gäste der Frankfurter Komturei auf eine Pilgerreise zu dessen Spuren vom Geburtsort bis zur Hinrichtungsstätte im KZ Auschwitz. Bereits zweimal hatte die Komturei die Pilgerreise pandemiebedingt verschieben müssen.

Warschau

Am ersten Tag (22. März) reiste die 18-köpfige Pilgergruppe, unter Leitung von Cfr. Pfarrer Andreas Klee (Hattersheim), von Frankfurt am Main nach Warschau. Auf einem Rundgang durch die Warschauer Altstadt, die nach der völligen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von 1949 bis 1955 weitgehend originalgetreu wiederaufgebaut worden war und heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, wurden u.a. der Schlossplatz und der Marktplatz, die Johanneskathedrale sowie die Jesuiten- und die Martinskirche besichtigt.

Zentralgefängnis Pawiak (c) A. Weigert

Zum Abschluss begaben wir uns zum früheren Warschauer Zentralgefängnis Pawiak, wo Maximilian Kolbe im Jahr 1941 inhaftiert war. Von diesem Gefängnis steht nur noch ein Untergeschoss, in dem eine Gedenkstätte eingerichtet ist.

Das von Pater Maximilian Kolbe gegründete Kloster Niepokalanów

Klosterzelle von Pater Maximilian Kolbe (c) Weigert

Am zweiten Tag besuchte die Pilgergruppe das rund 40 km westlich von Warschau gelegene Kloster Niepokalanów. Der Name Niepokalanów bedeutet „Stadt der Unbefleckten“. Kirche und Kloster wurden 1927 von Maximilian Kolbe gegründet und sind der unbefleckten Empfängnis geweiht. Heute sind sie eine wichtige Wallfahrtsstätte. Nach der Besichtigung des Klosterkomplexes feierte die Pilgergruppe eine heilige Messe. Anschließend begaben wir uns zum Friedhof, wo u.a. das Grab von Franciszek Gajowniczek liegt, der 1995 gestorben war. Pater Maximilian Kolbe hatte sich im KZ Auschwitz für diesen Mitgefangenen, einen Familienvater, geopfert, um ihn vor dem Tod zu retten.

Der Tag klang in Łódź aus, wo wir noch ältere Industriebauten besichtigten, die nach durchaus aufwendigen Sanierungen einer neuen Nutzung – wie z.B. Wohnungen, Gewerbetreibende, usw. – zugeführt wurden und werden.

Der Ort, an dem Pater Maximilian Kolbe getauft wurde und die erste heilige Kommunion empfangen hat

Der nächste Tag führte unsere Pilgerreise von Łódź über Pabianice und Zdunska Wola nach Tschenstochau. In Pabianice (ab 1897 Arbeitsort des Vaters Julius Kolbe) statteten wir der Kirche des Heiligen Matthäus einen Besuch ab. In dieser Kirche hatte Maximilian Kolbe die erste heilige Kommunion empfangen. Vor der Kirche gab es ein Gruppenfoto mit einer Statue von Maximilian Kolbe. In Zduńska Wola besuchten wir die Taufkirche von Maximilian Kolbe, die Basilika Mariä Himmelfahrt, sowie dessen Geburtshaus, wo er am 7. oder 8. Januar 1894 als Rajmund Kolbe geboren wurde. Heute ist hier ein Museum eingerichtet. Seinen späteren Ordensnamen Maximilian nahm er an, nachdem er am 4. September 1910 in den Orden der Franziskaner-Minoriten eingetreten war.

Der bedeutendste Wallfahrtsort Polens

Gnadenbild Schwarze Madonna (c) A. Weigert

Anschließend fuhren wir nach Tschenstochau, zum größten und bedeutendsten polnischen Wallfahrtsort, den Papst Johannes Paul II. während seines Pontifikates insgesamt sechsmal besuchte. Jährlich suchen drei bis vier Millionen Gläubige in der Basilika „Mariä Himmelfahrt und der Wiederauffindung des Hl. Kreuzes“ des dort 1382 gegründeten Paulinerklosters Jasna Góra das berühmte Gnadenbild der Schwarzen Madonna auf. Nach dem Besuch der Ikone feierten wir zum Abschluss des Tages in der Herz-Jesu-Kapelle der Basilika eine heilige Messe.

Der nachdenklich stimmende Besuch des KZ Auschwitz

Der vierte Tag unserer Pilgerreise war sicher der beeindruckendste und der am meisten nachdenklich stimmende: die Besichtigung des früheren KZs und heutigen Gedenkstätte Auschwitz. Von 1940 an bauten die Nationalsozialisten vor den Toren der polnischen Stadt Oswiecim ein riesiges Konzentrationslager mit zahlreichen Nebenlagern. Dieser Lagerkomplex wurde zum Schauplatz des organisierten Massenmordes an den europäischen Juden und vielen anderen Menschen. Eine mehrstündige Führung durch die Gedenkstätten im Stammlager Auschwitz und im KZ Auschwitz-Birkenau zeigte uns die systematische und fabrikmäßige Vernichtung von Menschenleben. Von den 1,1 Millionen Toten des KZs Auschwitz waren 960.000 Juden. Von ihnen wurden 865.000 direkt nach der Ankunft im Lager ermordet.

Block 11 im Stammlager des KZ Auschwitz (c) A. Weigert

In Auschwitz ging Maximilian Kolbe freiwillig anstelle des Mitgefangenen Franciszek Gajowniczek in den sogenannten „Hungerbunker“ im Block 11 und wurde dort am 14. August 1941 durch eine Giftspritze ermordet. An der Hungerzelle gedachten wir nicht nur „unseres“ Heiligen Maximilian Kolbe, sondern auch aller anderen ermordeten Menschen.

Unter dem Eindruck des in Auschwitz Erlebten fuhren wir nach Krakau weiter.

Krakau

Der folgende Sonntag war der Erkundung von Krakau gewidmet, das weithin als schönste Stadt Polens gilt. Maximilian Kolbe nahm hier von 1919 bis 1922 am Krakauer Priesterseminar einen Lehrauftrag wahr. Auf einem Rundgang durch die von Kriegsschäden verschonte und heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Altstadt von Krakau besichtigten wir den mittelalterlichen Marktplatz, die Marienkirche und die Tuchhallen. Außerdem besuchten wir den Schlossberg Wawel mit der berühmten Kathedrale von Krakau und dem Wawelschloss.

Am Nachmittag nahmen wir in der St.-Barbara-Kirche an einem Gottesdienst der „deutschsprachigen Gemeinde St. Barbara bei den Jesuiten in Krakau“ teil. Anschließend trafen wir uns noch mit Pater Krystian Biernacki SJ und Mitgliedern der deutschen Gemeinde zum Kennenlernen und zum Gedankenaustausch.

Danach besichtigten wir die Marienbasilika mit dem eindrucksvollen Kirchenschiff und dem Veit-Stoß-Altar.

Der Tag klang bei einem Abendessen mit Klezmer-Musik in einem traditionellen jüdischen Restaurant aus.

Nach dem Frühstück führte uns am Montag ein Rundgang durch den Stadtteil Kazimierz, seit 1495 Wohnstätte der Krakauer Juden. Noch sieben Synagogen stehen in diesem alten jüdischen Viertel. In der Synagoge Remuh, die wir besuchten, wird bis zum heutigen Tag Gottesdienst abgehalten. Und der daneben angelegte Friedhof Remuh ist die älteste jüdische Nekropole in Krakau. Übrigens wurde der eindrucksvolle Film „Schindlers Liste“ u.a. in diesem Stadtteil und im Stadtteil Podgórze gedreht.

Anschließend fuhren wir in den Krakauer Stadtteil Nowa Huta („Neue Hütte“). Dieser Arbeiterstadtteil war ab 1949 am Standort einer großen Eisenhütte als sozialistische Idealstadt erbaut worden – ohne Sakralbau. Erst ein langwieriger Widerstand seitens der Arbeiter und der katholischen Kirche ermöglichte den Bau eines Gotteshauses, das aber nicht als Kirche erkennbar sein durfte. Daher wurde der Kirchenbau als Schiffskirche (Arche) geplant. Der 1964 zum Erzbischof von Krakau ernannte Weihbischof Karol Wojtyła scheute die Konfrontation mit der Staatsmacht nicht. Und so erwirkte er 1965 die Baugenehmigung für das Gotteshaus. Ohne staatliche Unterstützung an Arbeitskräften und Baumaterial entstand die eindrucksvolle Archenkirche. Schließlich weihte Kardinal Wojtyła am 15. Mai 1977 die Kirche auf das Patrozinium der Mutter Gottes, der Königin von Polen. In der Kapelle der Versöhnung, die an das tragische Schicksal der Polen im Zweiten Weltkrieg erinnert, steht auch die Figur „Ein geplagter Mensch“, die Maximilian Kolbe als Gefangenen zeigt.

Eigentlich sollte nach einer sich anschließenden Freizeit noch am Abend nach Frankfurt (M) zurückgeflogen werden. Wegen eines Streiks wurde der Flug jedoch gestrichen. Und so trat unsere Pilgergruppe erst gegen Mittag am Tag darauf den Rückflug an.

Eine eindrucksstarke und nachdenkliche Pilgerreise hat uns unseren Namenspatron, der 1971 von Papst Paul VI. seliggesprochen und 1982 von Papst Johannes Paul II. als Märtyrer heiliggesprochen wurde, noch näher gebracht.

OESSH Deutsche Statthalterei

Kostenfrei
Ansehen