Die Wallfahrt zum Heiligen Blut im nordbadischen Walldürn gehört zu den bekanntesten Wallfahrtsstädten in Deutschland. Sie geht zurück auf das Blutwunder aus dem Jahr 1330, als der Priester Heinrich Otto während der Messe aus Unachtsamkeit den Kelch mit dem konsekrierten Wein umgestoßen hatte und sich auf das Korporale, der Unterlage für Kelch und Hostie im Gottesdienst, ergoss. Es zeichnete sich das Bild des Gekreuzigten, umgeben von elf »Veronicae« (das dornenumwundene Haupt Christi) ab. Walldürn ist der größte eucharistische Wallfahrtsort in Deutschland, den rund 80.000 Pilger jährlich besuchen. Die jährliche Hauptwallfahrtszeit erstreckt sich über vier Wochen und beginnt immer am Sonntag nach Pfingsten mit dem Fest der Heiligen Dreifaltigkeit. In dieser Zeit kommen rund hundert Fußwallfahrtsgruppen nach Walldürn, die oftmals mehrere Tage unterwegs sind. Die Wallfahrt »Zum Heiligen Blut« wird seit ihrer Entstehung jährlich ohne Unterbrechung durchgeführt.
Der große Blutfeiertag
Der diesjährige »Große Blutfeiertag« am 6. Juni 2024 wurde wieder feierlich begangen und bildet gleichzeitig den Höhepunkt der vierwöchigen Hauptwallfahrtszeit. Der Ltd. Komtur der Komturei St. Bonifatius Walldürn, Dr. Martin Seitz, konnte zu dem lokalen Großereignis 22 Ordensmitglieder und Angehörige aus den Komtureien St. Bernhard von Clairvaux, Mannheim/Heidelberg, St. Kilian Würzburg, St. Georg Ravensburg, Regina Coeli Speyer/Kaiserslautern und St. Martin Stuttgart begrüßen.
Denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende
Bereits in der Statio setzte sich der Prior der Komturei St. Bonifatius Walldürn, Cfr. Pfarrer Franz Lang, mit dem Leitwort der diesjährigen Wallfahrt »Denn als Glaubende gehen wir unseren Weg«, welches dem 5. Kapitel des 2. Korintherbriefes entnommen ist, auseinander. Nach der Ansicht des Priors ist die Halbierung des Pauluswortes bedauerlich, weil sie dem Gedanken des Apostels die Spannung und Ausrichtung nimmt. Nur der vollständige Satz hält die Differenz wach: »Denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende«. Dem Gegensatzpaar »Glauben und Schauen« entsprechen die Gegensätze »daheim und in der Fremde«, »Pilgern und Ankommen«. Papst Benedikt XVI. diagnostizierte, als er das Jahr 2012 zum Jahr des Glaubens ausrief, in der Gegenwart eine geistliche Verwüstung und sagte weiter: »In der Wüste entdeckt man wieder den Wert dessen, was zum Glauben wesentlich ist… in der Wüste braucht man vor allem glaubende Menschen, die mit ihrem eigenen Leben den Weg zum Land der Verheißung weisen und so die Hoffnung wachhalten«. »Als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende« – das ist ein markantes Wort des Apostels Paulus. Mit einem anschließenden Gebet beendete Prior Cfr. Franz Lang die Statio.
Glück finde ich nur im Glauben
Wie in den Vorjahren war der Hauptzelebrant des Pontifikalamts am Morgen wieder S.E. Cfr. Erzbischof Stefan Burger aus Freiburg. In seiner Predigt verdeutlichte er den Auftrag der Kirche »weiterhin zur Botschaft Jesu […] und damit zum Leben, das uns Christus schenkt«, zu stehen. Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung des vergangenen Jahres habe gezeigt, dass der Glaube nur noch für 32% der Kirchenmitglieder eine Relevanz besitze. Dies bedeute, dass die Kirche bejaht wird, aber der Glaube an Jesus Christus verneint. Dabei finde ich Glück nur im Glauben! Und deshalb hat die Kirche auch ihre Sinn- und Daseinsberechtigung im öffentlichen Leben, denn ohne den Glauben an Gott ist die Würde des Menschen antastbar. Außerdem ist die öffentliche Meinung kein Ersatz für Gottesglaube. Die Kirche muss nicht wie ein Metzger oder Bäcker kundenorientiert agieren. Gott würde die Menschen »durch alle Geschichte und durch alles Elend hindurch« suchen und das große Geheimnis der Auferstehung steht im Mittelpunkt für die Christen, die ihre Suche nach Jesus nicht aufgeben. »Christus zieht nicht die Konsequenz, wie sie ein Banker oder ein Geschäftsmann ziehen würde. Er macht seinen Laden trotz irdischer Erfolgslosigkeit gerade eben nicht dicht!«, so S.E. Cfr. Erzbischof Stefan Burger.
Gerade an die Walldürner gerichtet betonte er, dass die Wallfahrt zum Heiligen Blut ebenfalls ungeachtet aller durch den Kirchenentwicklungsprozess 2030 angestoßenen Strukturveränderungen bestehen bleibe: »Solange Sie als Pilgerinnen und Pilger kommen, solange Sie hier in Walldürn die Nähe des Erlösers Jesus Christus suchen, solange Sie hier in Anbetung und Verehrung der hl. Eucharistie zusammenkommen, die Sakramente empfangen und sich auf Ihrem Lebenswerk durch Christus stärken lassen, solange Sie sich im fürbittenden Gebet in den Anliegen von Kirche und Welt hier zusammenfinden, solange wird die Wallfahrt existieren und ihr Leben entfalten«.
Nach dem Pontifikalamt führte die feierliche Prozession durch die festlich geschmückte Walldürner Innenstadt und endete mit dem Schlusssegen in der Basilika. Bei dem anschließenden Empfang hatten die Consorores und Confratres Zeit, sich mit S.E. Cfr. Erzbischof Stefan Burger im Gespräch auszutauschen.