Einkehrtag der Ordensprovinz Rhein-Main

Gefallen – erlöst: Zwei Worte, die als Thema des Einkehrtages der Provinz Rhein-Main gleichzeitig auch Programm sind: Zwei Referenten, die in der vorösterlichen Bußzeit auf völlig unterschiedliche Weise den Blick auf das Wesentliche lenken – das WORT.

© oessh.net / Ernst Andreas Weigert

Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georgen

Gefallen – erlöst: Zwei Worte, die es „in sich“ haben. Zwei Worte, die nicht nur als Kurzformel der Passionszeit – Leiden und Auferstehung – gesehen, sondern auch als Zusammenfassung der biblischen Heilsgeschichte und somit der Beziehung zwischen Gott und uns Menschen betrachtet werden können. Dass einer der Referenten des Einkehrtages –der amtierende Prior der Provinz Rhein-Main Cfr. Dr. Georg Müller (Komturei Regina Coeli Speyer / Kaiserslautern) – den Namen des Schutzpatrons des Tagungsortes, der Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main, trägt, passt hier ebenso ins Bild wie das Emblem der Hochschule selbst, welches die Erlösung vom gefallenen Engel in Form des den Drachen tötenden Heiligen Georg darstellt.

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Personalia

Nach der Begrüßung der 35 Teilnehmer und der beiden Referenten entpflichtete Provinzpräsidentin Ricarda Schulze Dieckhoff die Consorores Marion Helff und Armgard Dahmen von ihren Ämtern als Sekretärin bzw. Schatzmeisterin der Provinz und überreichte ihren Nachfolgern Csr. Christine Edelmann (Sekretärin) und Cfr. Bernhard M. Kinzinger (Schatzmeister) die Ernennungsurkunden. Ebenso erwähnte sie die Erwählung von Cfr. Wolfgang Hartmann zum Geistlichen Zeremoniar der Deutschen Statthalterei sowie von Cfr. Prof. Dr. Christoph Müller zum Prior der Komturei Hrabanus Maurus Fulda. Anschließend wurde der verstorbenen Provinzmitgliedern Cfr. Dieter Kremer, Csr. Hildegard Müller und Cfr. Erhard Bouillon gedacht und auf die geplanten Wallfahrten nach Reichenau, Assisi und Rom hingewiesen.

Losgekauft mit teurem Blut

Mit dem Gebet „Atme in mir, Heiliger Geist“ vom ersten Tag der Investitur-Novene aus dem Ordensgebetbuch eröffnete Cfr. Prof. Dr. Christoph G. Müller den Vormittagsvortrag, der unter dem Titel „Losgekauft mit teurem Blut – Österliche Ermutigungen zu einem neuen Wandel anhand des ersten Petrusbriefs“ stand. Die folgenden knapp eineinhalb Stunden beschrieb Cfr. Marcus Dahmen, Leitender Komtur von Frankfurt, in der abschließenden Fragerunde als „Feuerwerk von Gedanken, für die 40 Tage nicht ausreichen“, um sich auch nur annähernd ausreichend mit ihnen auseinanderzusetzen. Cfr. Christoph Müller, Professor für Neutestamentliche Exegese, führte den allesamt durchaus als bibelfest zu bezeichnenden Anwesenden eindrucksvoll vor Augen, dass vertraute Textstellen oft zu „Wortrauschen“ werden: Ja, schon mal gehört, kenn ich, weiß ich…. Die „verborgenen Schätze“ in diesem Wortrauschen zu entdecken, im uns aus der Investitur-Novene vertrauten Ausdruck „umgürtet die Hüften“ eine „semantische Impertinenz“ zu erkennen, aus dem Gleichklang des griechischen Wortes „paroikia“ (Fremdlingschaft) mit dem sich daraus abgeleiteten Wort „paroecia/parochia“ (Pfarrgemeinde) im Umkehrschluss einen ermutigenden Impuls für unsere Kirche im Hier und Jetzt abzuleiten, und schließlich die fast 2000 Jahre alten Texte als nahezu tagesaktuellen Ratgeber zu verstehen, wie man auch als „moderner“ Christ „in den Fußspuren Christi“ geht, das sind nur wenige Beispiele aus dem atemberaubenden Parforceritt durch 22 ausgewählte Verse aus Kapitel 1 und 2 des ersten Petrusbriefes.

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Salva me, fons pietatis

Aus der Liturgie stammen die Texte, die Provinz-Prior Cfr. Dr. Georg Müller als Basis für seinen Nachmittagsvortrag „Salva me, fons pietatis! – Die Hoffnung auf Auferstehung im Gebet der Kirche“ zugrunde gelegt hat. Obwohl die Sequenz „Dies irae“ im Zuge der Liturgiereform nach dem 2. Vatikanischen Konzil aus dem Textkanon des Requiems gestrichen wurde, bleibt sie in den meisterhaften Vertonungen berühmter Komponisten wie Mozart, Verdi, Brahms oder Bruckner unsterblich. Cfr. Dr. Georg Müllers Ausführungen luden die Zuhörer ein, der verborgenen Schönheit der Texte nachzuspüren, die keineswegs das Bild des strafenden Gottes in den Mittelpunkt stellen, sondern die Auferstehung und das Leben feiern: „Mors stupebit“ – der Tod erschauert, denn der König ehrfurchtgebietender Majestät“ („Rex tremendae“) wird zum „Fons pietatis“, dem Quell der Gnade, und schenkt Erlösung – „Salva me“! Die Freude über diese Erlösung findet Ausdruck im Lobgesang auf den Heiligen dreifaltigen Gott, dem „Te Deum“. Der Glaube an die Auferstehung und die Kraft Jesu gebe, so Prior Cfr. Dr. Georg Müller, Anteil an der Dreifaltigkeit. In der kirchlichen Liturgie werde dieser Glaubenskern der österlichen Hoffnung zusammengefasst und gefeiert. Die Eucharistie werde somit zum Geschenk als Stärkung auf dem Weg im Zugehen auf Gottes Zukunft für all diejenigen, die „in den Fußspuren Christi“ wandeln.

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Arznei der Unsterblichkeit

Die von Prior Cfr. Dr. Georg Müller zelebrierte Eucharistiefeier, zu der die Provinzmitglieder nach einer kurzen Statio im Ordensgewand einzogen, bildete dann auch folgerichtig den würdigen Abschluss dieser erhebenden Veranstaltung, musikalisch begleitet von Cfr. Winfried Engel an der Orgel. Die Lesungstexte vom 3. Fastensonntag mit dem Johannesevangelium der Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel, den Ausführungen der 10 Gebote aus dem Buch Exodus und den paulinischen Ermahnungen des Korintherbriefes gaben den Anwesenden das geistige Rüstzeug mit auf den Heimweg, auch weiterhin in den Fußspuren des Gekreuzigten und Auferstandenen zu gehen.

OESSH Deutsche Statthalterei

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