Am frühen Karsamtagmorgen beginnt der Patriarch Kardinal Pierbattista Pizzaballa seine Homile mit den Worten: „Diese drei Tage intensiven Gebets und feierlicher Liturgien finden alle um diese kleine Aedikula herum statt. Die Liturgie von Jerusalem ist um diesen Ort herum aufgebaut, ebenso wie die Liturgie der ganzen Kirche. Von hier aus schöpfen wir das Licht, das das ganze christliche Leben erleuchtet. Wir, die Kirche von Jerusalem, müssen und wollen die Ersten sein, die die Ankunft dieses Lichtes verkünden und es in die Welt bringen.“
Dreizehn Ritter und Damen bilden die heutige Entourage des Patriarchen. Mit Seminaristen, Priestern, Franziskanern, Kanonikern, Bischöfen und Nuntius, zogen alle in die dunkle Grabeskirche. Beim Salbungsstein wurde das Osterfeuer entfacht und in das Heilige Grab getragen. Der Patriarch weihte die Osterkerze nach dem üblichen Ritus. Mit dem Feuer aus dem Heiligen Grab wurde sie dann entzündet. Danach erhielten es alle anderen Feiernden. Nach den sieben Lesungen erfüllte das Gloria mit lautem Orgelklang und Glockengeläut die Grabeskirche.
„Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht: dein Sohn, unser Herr Jesus Christus“ (aus dem Exultet).
In seiner Predigt bezog sich Der Patriarch auf die weltweiten Konflikte. „Die schrecklichen Tage, in denen wir leben, haben uns eingesperrt, sie scheinen unsere Erwartungen zunichte gemacht zu haben, scheinen alle Wege zu versperren und die Zukunft auszulöschen. …“
Nach Abschluss der Ostervigil ging es in Prozessionsordnung durch die Altstadt mit lauten, jubelnden Halleluja-Gesängen zurück zum Patriarchat. Das volle Geläut der Konkathedrale empfing uns und verbreitete auch hörbar die Kunde der Auferstehung. Viele emotionale Momente wurden uns an diesem Ostersamstagmorgen geschenkt.
Am Nachmittag besuchten wir Priester Johnny Abu Khalil (siehe Beitrag Tag 4) und seine Mutter in seinem Geburtshaus in der Jerusalemer Altstadt. Er entstammt einer alten Jerusalemer Familie, deren Geschichte ein eigenes Buch füllen würde. Das Haus steht neben den Hiskiateich. Vom Dach einer der höchsten Häuser der Altstadt entfaltet sich ein grandioser Ausblick auf die vielen Kuppeln der Kirchen, direkt im Blick die goldglänzende Kuppel der orthodoxen Johanneskirche.
Auch beim anschließenden Besuch von Jesuitenpater David Neuhaus, dem ehemalige Leiter des Vikariats für Migranten, er kümmert sich nebenamtlich auch weiterhin um die Kleinkinder im Rahel Center, dominierte, wie eigentlich in allen Gesprächen, das Kriegsgeschehen und seine Folgen. Ein nachmittäglicher Spaziergang durch die Altstadt offenbarte ein reichhaltiges Angebot von Schokoladennikoläusen zu Ramadan.
Der Tag endet in der Grabeskirche mit einem Entzünden von Kerzen und Gebeten für für die notleidenden Glaubensgeschwister in Gaza. Das Osterlicht der Jerusalemer Christen wird in diesem Jahr in Gedenken an die Menschen in Gaza und aus Respekt vor den israelischen Opfern und Geiseln nicht mit den traditionellen Dudelsackklängen durch die Altstadt getragen. Lediglich Halleluja-Gesänge begleiten den Zug der Osterfackeln.
Christus ist erstanden! Halleluja!
Von Herzen wünschen wir allen Lesern frohe und gesegnete Ostern.
Connie und Johannes Kimberger und Ferdinand Giese