Der Esel bleibt noch
Den Weihnachtsbaum habe ich entsorgt, das Weihnachtsgebäck mit Freunden gegessen und die Krippenfiguren in einen Karton gelegt und weggepackt. Der Esel aus meiner Weihnachtskrippe steht aber noch auf meinem Schreibtisch. Er soll mich an verschiedene biblische Texte erinnern, in denen von einem Esel die Rede ist – wie die Geschichte von Bileam, die durchaus Anknüpfungen an die aktuelle Migrationsdebatte hat:
Bileam und sein Esel
Im Buch Numeri lesen wir von Bileam und seinem Esel. Die Israeliten waren aus der Versklavung der Ägypter befreit worden und ins Land Moab geflohen. Balak, dessen König, ist überfordert mit diesen vielen Menschen. Der König lädt deshalb Bileam ein, nach Moab zu kommen, um ihm zu helfen.
Bileam der Seher
Bileam war ein weiser Seher. Er galt als gottsuchender Mensch, der auch anderen Rat geben konnte. Er sattelt seinen Esel und machte sich auf den Weg. Das Tier aber ist störrisch. Es läuft quer durch das Feld, quetscht Bileams Bein an einer Felswand ein. Und jedes Mal bekommt der Esel wütende Schläge von Bileam.
Dann beginnt das Tier zu sprechen: „Was habe ich dir getan, dass du mich schlägst? War es etwa je meine Angewohnheit mich so zu benehmen?“ In diesem Augenblick erkennt Bileam einen Engel, der ihm im Weg steht und ihn aufhalten will.
Der Seher, der gottsuchende Mensch brauchte die Hilfe des Esels um zu erkennen, dass er seinen eingeschlagenen Weg nicht fortsetzen soll.
Manchmal ist es gut, wie ein Esel zu sein
An diese und viele andere biblische Texte soll mich der Esel aus der Weihnachtskrippe auf meinem Schreibtisch erinnern. Manchmal ist es gut, wie ein Esel zu sein: störrisch, auf Gefahren hinweisen, Lasten und Menschen zu tragen und vielleicht auch zu ertragen. Wenn dann jemand zu mir sagt: „Du bist aber auch ein Esel“ – dann schmunzele ich und denke an Bileam und den Esel.
Deshalb: Der Esel bleibt noch.