Heute am frühen Morgen sind es sogar 12 Ritter und Damen, die zusammen mit dem Patriarchen, den Weihbischöfen William Shomali und Bruno Varriano, den zahlreichen Patriarchatspriestern, den Priesterseminaristen und den Franziskanern als Hüter der Heiligen Stätten in die Grabeskirche einziehen. Auf Golgotha wird an diesem Tag der Kreuzigung Christi gedacht. Im Blick auf das Kreuz ihres Herren und Bräutigams gedenkt die Kirche ihres Ursprungs und ihrer Sendung zu allen Völkern durch die Heilstaten des Leidens Christi.
Nach den Lesungen verbeugen sich alle Gläubigen vor einem Vortragekreuz, in dem Reliquien vom Kreuz Jesus Christ eingearbeitet sind. Zusammen mit dem Patriarchen und den Priestern ziehen die Damen und Ritter in einer Prozession hinab zum Heiligen Grab, wo der Patriarch das Allerheiligste in Empfang nimmt. Mit Gesängen wird das Grab umrundet und auf Golgotha die Heilige Kommunion gespendet.
Das Christliche Viertel der Jerusalemer Altstadt ist am Nachmittag wie leer gefegt, das muslimische dagegen mit quirligem Leben erfüllt. Durch die engen Gassen des Suqs gelangen wir zum Österreichischen Hospiz. Bei Wiener Melange und Sachertorte (Hinweis: auf die Einhaltung der Fastenordnung wurde geachtet), sprechen wir auf Einladung des Rektors, Confrater Markus Bugnyár, über die Situation im Heiligen Land und beobachten von der Terrasse aus das bunte, friedliche Treiben auf der Via Dolerosa.
Auch vom verantwortlichen Priester des Familienzentrums in Bethlehem wird uns bestätigt, dass besonders die Ortskirche sich um die Nöte und Sorgen christlicher Familien in Palästina kümmert.
Am frühen Abend füllt sich die Umgebung am Neuen Tor mit junge Christen, Pfadfindern, und auch Priestern und Mönchen, die sich in den neu eröffneten Lokalen zu einer Falaffel-Pizza oder leckeren arabischen Salaten treffen. Auch wenn der Krieg in ihrem Denken allgegenwärtig ist, können sie, so stellen wir fest, dennoch miteinander fröhlich sein. Das christliche Miteinander, ihr fester Glaube schweißt sie zusammen und lässt Osterfreude in ihnen aufleuchten.
Zum Abschluss des Tages nehmen wir zusammen mit Hunderten von einheimischen Christen und einigen wenigen Pilgern an der Zeremonie der Grablegung Jesu in der Grabeskirche teil. Die Franziskaner bringen den „Gekreuzigten“ herab von Golgotha und legen ihn auf den Salbungsstein, wo es mit wohlriechenden Ölen und Aloe versehen in ein Grabtuch gewickelt wird. Danach wird bildhaft der Leichnam unseres Herren in das Grab gelegt.